Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

bis an die Oder vor. Um solchen Anwachsen Brandenburgs, das über kurz oder lang dem Markgrafen die faktische Oberhoheit über Pommern eintragen musste, zu wehren, fand die Expedition der dänischen Hotte im Jahre 1198 statt. Unter Benutzung der Wasserstrasse der Oder kamen die Dänen in das Land des Markgrafen und wurden geschlagen, sodass sie nicht erreichten, was sie beabsichtigt hatten, nämlich die Brandenburger zurückzuwerfen.

Die Sache ist so absolut klar, dass kein Wort der Erläuterung nötig erschiene, wenn nicht unter den Geschichtsforschern eine auf den ruhigen Beobachter komisch wirkende Platzfurcht vor dem Barnim herrschte. Es ist dem Markgrafen seitens der Historiker gnädigst ge­stattet worden, plötzlich an der Odermiindnng aufzutauchen; es wird ihm zugemutet, dass er dorthin von der Priegnitz aus auf topo­graphisch unmöglichen Wegen gelangt sei, er darf die Lehnshoheit über ganz Pommern erstreben, erkämpfen, an sich reissen, alter bei Spandau die Havel überschreiten und seine Herrschaft durch Annektierung des Teltow und Barnim erweitern, das ist ihm nicht erlaubt worden trotz Arnold von Lübeck der unfehlbaren Dominikanerchronik zu Liebe.

An sich wäre es nicht unmöglich, dass die Erfolge Brandenburgs doch keine bleibenden gewesen wären, aber es ist da noch ein zweites Moment, welches die Behauptung der Fürstenchronik von einer friedlichen Abtretung der vielgenannten Landschaften Lügen straft, nämlich die Be­festigungen dieser Gebiete. Mit Ausnahme von Teltow selbst, von dem noch die Rede sein wird, liegen sämtliche inunitiones des Teltow in Grenzlinien, nämlich Kölln, Köpenick, Mittenwalde, Wusterhausen, Trebbin und Beuthen; anders im Barnim. Hier ist nur die Nordgrenze durch Ebers­walde, Burg Ilohenfinow, die Malchow bei Freienwalde und Friedland blockiert, die Westgrenze, die an älteren askanischen Besitz sich anlehnt und die Ostgrenze, die durch Stobberow und Löcknitz gegen das polnisch-schlesische Lebus geschützt war, sind offen. Hieraus ergibt sich, dass eine Invasionsgefahr nur von Norden, das heisst von Pommern her drohte; wäre, wie die Fürstenchronik missverständlich zu behaupten scheint, der Barnim um 1230 bis an die Welse abgetreten worden, was sollte dann noch eine Befestigung der Oderfinowlinie? Die drei Kastra im Norden des Barnim, welche die Übergänge der Finow und Oder sperren, beweisen, dass diese Linie und nicht die unbefestigte Welse­linie eine Grenze gegen Pommern gewesen ist, und zwar war sie es spätestens seit 1198.

Weiter zählt das Landbuch zu den munitiones des Barnim die Orte Blumberg, Warnow, Beyersdorf, Hekelberg, Finow, Straussberg, Alt-Landsberg, Biesenthal und Bernau. Hiervon war Biesenthal noch 1375 landesherrliche Burg, Straussberg ist einstmals Burg gewesen, denn auf dem Platze derselben wurde 1254 das dortige Dominikanerkloster erbaut,