Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

werden. Aber auch die Erwerbung der südlichen Uckermark ist Albrechts Werk. Im Widerspruch mit ihren eigenen Aussagen lässt die Fürsten­chronik ihn die Grenzfeste Oderberg gegen die Slaven errichten; dies wird bestätigt durch eine Urkunde von 1258, wo Johann I. das von seinen Vorfahren gestiftete Hospital im Dorfe Bardin bei Oderberg dem Kloster Chorin vereignet. Weiter hat uns der Chronist den zu seiner Zeit offenbar gebräuchlichen Beinamen Albrechts II. überliefert; sie nennt ihn denKriegerischen und als seine Feinde den Erzbischof von Magdeburg und die Pommernfürsten Kasimir und Bogislav.

Von den Kämpfen des Markgrafen mit Magdeburg ist uns einiges bekannt, aber dieselben waren nicht so langwierig und blutig, dass sie den Beinamen des Kriegerischen rechtfertigen könnten, so muss die im Dunkeln liegende brandenburgische Aggressive gegen Pommern und Däne­mark sehr viel energischer und ausgedehnter gewesen sein, als die kurze Notiz der Fürstenchronik ahnen lässt. Alles was an Kriegen zwischen den Pommern und den Askaniern in die Regierungszeit Johanns I. und Ottos III. seitens späterer Historiker verlegt wird, gehört in die Zeit Albrechts II., zumal keine älteren Quellen das Mindeste von einem brandenburgisch-pommerschen Kriege zwischen 1220 und 1250 erwähnen.

Hat man zur Erklärung der Anlage von Oderberg durch Albrecht H. die törichte Hypothese des Alt-Barnim in der südlichen Uckermark ersonnen, so ist es wahrlich an der Zeit, dass dieser Unsinn aus der Darstellung der märkischen Geschichte endlich verschwindet. Immer getreu dem Prinzip der Platzfurcht vor dem Barnim liess man die Askanier von der Priegnitz aus über Ruppin nach Zehdenick Vordringen, um sich einen schmalen Streifen nördlich der Finow anzueignen und so Pommern vom Barnim abzudrängeu. Es ist ein echtes Schildbürger­stückchen, das man den Brandenburgern zumutet; nichts kann den Barnim besser von pommerschem Gebiete trennen, als das Finowtal. Statt diese Grenze gegen Pommern zu benützen, überschreiten sie die nur an wenigen Punkten passierbare Niederung und haben nun eine schöne Südgrenze ihres Altbarnim, wo sie keine brauchen, und gegen den Hauptfeind haben sie keine Grenze. Nachdem aber die Askanier diese Dummheit begangen, besetzen sie auch jetzt noch nicht einmal den Barnim; selbst das angeblich von Pommern nunmehr geschiedene Territorium wagen sie nicht zu annektieren, sondern warten geduldig noch 15 Jahre, bis Herzog Barnim ihnen das Gebiet durch Kauf oder sonstwie überlässt?!

Wie es nie einen Altbarnim gegeben hat, so ist auch der Weg, auf welchem man deutscherseits dorthin gelangt sein soll, ein ganz unmög­licher. Die Priegnitz war zum Ausgangspunkt grosser militärischer Aktionen für die Askanier nicht geeignet, denn dort besassen die Adels­geschlechter der Gänse von Putlitz und der Edlen von Plotho, wie auch