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18. (10. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
schaftliclie Richtung mehr in Fluss. Insbesondere ist seit Begründung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und der noch ausgedehnteren parallelen Deutschen anthropologischen Gesellschaft den Geschichtsvereinen mein- und mehr Abbruch getan worden. Es ist dies insbesondere dem gebietenden und faszinierenden Einfluss unseres verstorbenen verehrten Ehrenmitgliedes Rudolf Virchow zuzuschreiben. Dieser Einfluss hat sogar zur Gründung von Anthropologischen Vereinen geführt, die bis heut eigentlich kaum jemals sich mit eigentlicher körperlicher Anthropologie beschäftigt haben.
- Noch immer aber, verehrte Gäste, fehlte das vereinigende Band zwischen Kultur- und Naturgeschichte, in dem Sinne, wie es der grosse vorgedachte Erdkundige gedacht. Von den Geographischen Gesellschaften hat sich die Landes- und Heimatkunde abgesondert, die wir treiben, eine eifrige, aber eifersuchtsloso Vereinigung von Mitarbeitern auf dem Gebiete der Erfahrungs- wie der sogen. Geisteswissenschaften.
Dass als unser Gebiet die Mark und die Provinz Brandenburg erscheint, macht unsere Forschungen, da es sich um das Stammland der Monarchie handelt, wichtig und besonders interessevoll.
Zur besonderen Befriedigung aber gereicht es uns gerade am heutigen Abend, bei unserm Stiftungsfest, wiederum das grosse Interesse, welches unser geliebter Landesvater dem Forschungskreis der Branden- burgia allzeitig entgegenträgt, betonen zu dürfen.
Einen Ausspruch unsres Kaisers und Königs bitte ich noch zitieren zu dürfen:
Von allen Titeln ist derjenige eines Markgrafen von Brandenburg der wichtigste und bedeutsamste nach dem Kaiser- und Königstitel. Von Herzen fühle ich mich als Brandenburger; ich rechne auf die alten kurbranden- burgische Treue ganz unbedingt.
In dieser treuen Gesinnung rufen wir jetzt dreimal vereint: Unser Markgraf, S. Maj. der Kaiser und König, er lebe hoch — hoch — hoch!
Darauf feierte Herr Direktor Müller als Gast die Gesellschaftals Pflegerin ernster Arbeit und froher Geselligkeit und schloss mit einem Hoch der Gäste auf die Brandenburgia. Als dritter sprach Herr Teige und überraschte die Festgenossen mit einer kunstsinnigen Spende. Für die Herren hatte er zwei Busennadeln bestimmt, von denen die eine den Kopt eines Mammuts mit den gebogenen Stosszähnen und die andere eine Sonnenblume vorstellte, während die Damen eine Broche erhielten in Form eines silbernen Hakenkreuzes mit dem roten brandenburgischen Adler. Herr Professor Pniower brachte den Toast auf die Damen aus. Von den künstlerischen Produktionen sind zu erwähnen die Lieder, welche Frau Kommerzienrat Fickert und Fräulein Seegert vortrugeu sowie die humoristischen Vorträge von Ftau Fischer. Inzwischen be-