19. (9. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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Folgen der Entzündung Uusserten sich, abgesehen von dem Jucken, durch Glut im Gesicht und den Illinden — also in den unbedeckten Körperteilen
— durch Anschwellungen unterhalb der Augen, ferner durch Schlaflosigkeit bei starkem Herzschlägen und durch Schmerzen im Gesicht. Diese Erscheinungen hielten mit Unterbrechungen meist bis zum nächsten Frühjahr an. Die durch die Ärzte verordneten Mittel konnten die Krankheitserscheinungen nicht heben; zeitweise Linderung wurde am besten erzielt durch Kühlung der Haut mit verdünnter, essigsaurer Tonerde, worauf die Haut mit einer Salbe (Zinc. oxyd. 20,0 und Ol. Olivar. 30,0) bestrichen und demnächst mit Kartoffelmehl bedeckt wurde. Die Ärzte äusserten, dass eine nesselartige Entzündung vorzuliegen scheine. Im Jahre 1901 wurde es der Beteiligten und ihren Angehörigen nun klar, dass die krankhaften Erscheinugen lediglich durch die Berührung der Blätter der Primula sinensis, dieser allgemein beliebten und verbreiteten Pflanze, hervorgerufen waren. Die Dame erhielt nämlich alljährlich zu ihrem Geburtstage — Mitte Oktober
— als Geschenk eine Anzahl l'rimeltöpfchen; wie oben erwähnt, traten die Krankheitserscheinungen immer in der zweiten Hälfte dieses Monats, und zwar meist wenige Tage nach dem Geburtstag, auf, und verschwanden mit dem Frühjahr, was darauf zurükzutühren ist, dass die Pflanzen zu dieser Zeit in den Garten gebracht und bis zu ihrem Verblühen nicht wieder berührt wurden. Die Berührung hat, ausser bei dem Begiessen, auch dadurch stattgefunden, dass die Dame die schlecht gewordenen Blätter mit den Fingernägeln abzuknipsen pflegte. Nachdem wir vermutet hatten, dass Primula sinensis die Ursache der Erkrankung war, entfernten wir die Pflanzen aus der Wohnung und hatten den überraschenden Erfolg, dass die krankhaften Erscheinungen bald aufhörten und auch bis jetzt sich nicht wieder gezeigt haben. Empfindliche Naturen seien deshalb darauf hingewiesen, dass nicht nur bei der Behandlung der Primula obconica, sondern auch der Primula sinensis Vorsicht geboten ist. Dieselbe Dame hat auch im Sommer nach dein Genuss von Stachelbeeren Jucken in der Haut empfunden; auch dieses dürfte nicht auf den Genuss der Stachelbeeren zurückzuführen sein; vielmehr dürfte die Dame die Entzündung sich beim Pflücken der Früchte, die gleichfalls mit ziemlich steifen Haaren besetzt waren, zugezogen haben. Diese Art, bei welcher der Fruchtknoten und die Frucht drüsenborstig sind, bezeichnen Ascherson und Gracbner in der Flora des nordostdeutschen Flachlandes als var. glanduloso setosum.
Es erhellt, dass es sich hier um besonders empfindliche Naturen handelt und darf ich wohl daran erinnern, dass manche sonst ganz gesunde Personen nach dem Genuss von Erdbeeren überhaupt, manche nur von Walderdbeeren, manche nur von Gartenerdbeeren Übelkeit, Magendrücken, besonders aber Hautreize, Jucken und eine Art Nesselausschlag bekommen. Solche Fälle sind z. B. in Berlin zum öftern bekannt geworden. — Endlich siehe W. Retzdorff-Friedenau: »Über Entzündungen der Haut, welche durch Primula sinensis hervorgerufen sind“ in der „Garteuflora“, Jahrgang 52, von 1903.