Heft 
(1903) 12
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19. (9. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Alle diese kleinen Berichtigungen betreffen indessen nur Äusserlich- keiten: dem Wert der Arbeit selbst tun die gemachten Ausstellungen in keiner Weise irgend 1 welchen Abbruch. Herr Dr. Bartels hat sein Thema so ge­diegen und mit solcher Sorgfalt behandelt, dass man jedem, der sich auf diesem Gebiete informieren will, nur raten kann, die Arbeit gründlich zu studieren.

Herr Dr. Bartels citiert, um den Namen Ützdorf zu erklären, die be­kannte Stelle aus Rollenhagens Froschmäuseler:Daselbst durch Gottes

Wunderhand Frösch, Padden, Euzen (Kröten; Ützdorf-Krötendorf) Menschen worden .... Kam im Bernauschen See zurecht, wurden Euzdorfer Müller­knecht. Ob die Kollenhagen-Bartelssche Erklärung richtig ist, lasse ich dahin gestellt sein; sie ist wenigstens einleuchtender als die von Berghaus, welcher den Namen Ützdorf aus Obstdorf entstanden sein lässt. Etwas ge­wagt scheint mir auch die mir anderweitig mitgeteilte Ableitung des Namens aus einer Stelle in dem Brief des Theodebert an Justinian (er. 535): . . subac- tis una cum Saxonibus Euciis. ... Es sei indessen darauf hingewiesen, dass es im Havellande ein Dorf Namens Ütz giebt und dass in dem Werke von KlödenDie Quitzows und ihre Zeit ein Hartwig von Ütze genannt wird (II, S. 91). Genug, die Benennung des Ortes ist etwas dunkel, dunkel wie die Entstehung und der Untergang des ehemaligen Dorfes Ützdorf, dunkel wie die interessante Figur des auch von Herrn Dr. Bartels genannten Euz­dorfer Müllerknechtes, welcher, wie ich hinzufügen will, um 1400 lebte und gericht is, weilhe den vienden unses und sines Landes het gegeven bir, brot, fuder, wege und stege, dicke und vele, beide ut und in. Item was he met den vienden in den Barnyin und lialp den roven und bernen. Ouk is geschin, dat di von Bernow fengen eynen ute dem Lande von Gransoye, und den hadden dy von Bernowe gebracht wente thu Schonow, und den nam em weder dy molner met gewalt. (Berliner Stadtbuch 1401.)

Bevor Dr. Bartels auf die Spinnstuben selbst eingeht, schildert er in fesselnder Weise das patriarchalische Uamilienleben in Ützdorf, oder wie wir jetzt sagen wollen, in Prenden. Er erwähnt dabei densonderbaren Aus- / druckH aiWäc htern für Vespern und sagt, dass ihm die Etymologie des Wortes unbekannt sei. Er sucht dasachtern aus achter = hinten zu er­klären; ich glaube, er irrt dabei. Ich meine, achtern ist von dem Zahlwort 8 abzuleiten. Das Abendbrot wurde in Ützdorf um 8 Uhr oder kurz vor 8 eingenommen Herr Dr. Bartels giebt an: um 7 Uhr. Gevespert wurde / -dagegen um 4; die Mittagszeit war um 12. Die Vesperzeit lag also in der Mitte (Hälfte) zwischen den beiden Hauptmahlzeiten, und deswegen wurde das Vespern auch das Halwachtern genannt. Der Ausdruck Mittag und Mittagessen erklärt sich ja in ähnlicher Weise.

Die mitgeteilten Spinnlieder sind meist nicht unbekannt. Hervorheben möchte ich das eine auf S. 78: ln des Gartens dunkler Laube

Sass am Abend Hand in Hand u. s. w.

Schlich sich Ewald in den Garten,

Wo er sie zuletzt noch traf.