Heft 
(1903) 12
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19. (9. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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bestand aus einer Vorfeier am Abend des 28. November in Gestalt eines Faekelzuges, bei dem historische Gruppen mitwirkten, und aus dem eigent­lichen Festakt, der durch Glockengeläut, Choralblasen und Schulfeier ein­geleitet wurde. Dann folgte ein feierlicher Umzug durch die Stadt, an dem die städtischen Behörden, die Schützengilde, die Kriegervereine, zahlreiche Ehrengäste und sämtliche Schulkinder teilnahmen. In der Mitte des Festzuges ritt, umgeben von Bannerträgern und Trabanten, hoch zu Ross Landgraf Dietrich von Thüringen nebst den in der alten Urkunde genannten Rittern Johann und Günther von Geylnow und hinter ihm wurde das Kleinod des Tages, die Originalurkunde Diezmanns vom Jahre 1302 unter Glas, vom Stadtsergeanten getragen.

Während des Festzuges wurde auf dem Markte der Stadt ein grosser, mit dem Stadtwappen und den Jahreszahlen 1302 und 1902 geschmückter Kandelaber eingeweiht und nach der Festrede des Bürgermeisters Busch zog die Festgesellschaft nach dem Schützenhause, wo der Festkommers, an dem auch der Besitzer der Standesherrschaft Lieberose Graf Dietrich von der Schulen bürg, Regierungspräsident von Puttkam er und Landrat Freih. von Falken hausen teilnahmen, stattfand. Eröffnet wurde der Kommers durch einen Prolog, der von sieben weissgekleideten Jungfrauen gesprochen wurde und in poetischem Gewände Rückblicke auf die Geschichte der Stadt enthielt. Nach dem Kaisertoast wurde an den Kaiser folgendes Huldigungs-Telegramm abgesandt:

Die Bürgerschaft von Licberose und Umgegend ist mit Gästen zur G. Jahrhundertfeier versammelt zum Andenken daran, dass Mark­graf Dietrich der Jüngere von Thüringen, der Ostmark und Lausitz, unsere Stadt für oft bewiesene angenehme und gern angenommene Folgsamkeit und Dienste, mit städtischen Freiheiten und Rechten be­gnadete. Wir möchten diesen Tag nicht vorübergehen lassen, ohne Ew. Majestät, unserem heutigen Markgrafen, König und Kaiser, in aller Untertänigkeit das Gelöbnis unwandelbarer Treue zu erneuern und den Wunsch hinzuzufügen, dass Gott Ew. Majestät und Ew. Majestät hohes llaus auch fernerhin in seinen gütigen Schutz nehmen möge. Im Auf­träge: Busch, als Bürgermeister, Graf v. d. Schul enburg als Besitzer der Standesherrschaft Lieberose.

Darauf traf am folgenden Tage das nachstehende Danktelegramm ein: Neudeck, 30. November. Herrn Bürgenneiser Busch, Lieberose. Se. Majestät der Kaiser und König haben den treuen Gruss der zur Feier des GOOjährigen Jubiläums der Stadt Lieberose versammelten Bürgerschaft huldvollst entgegenzunehmen geruht und lassen für diesen Ausdruck patriotischer Gesinnung bestens danken. Se. Majestät lassen der Stadt und ihrer Bürgerschaft auch ferner Gottes Segen wünschen. Auf Allerhöchsten Befehl: Der geheime Kabinetsrat von Lucanus.

Die Festrede*), die einen gedrängten Überblick über die Geschichte der Stadt von ihrer ersten Erwähnung bis zur Jetztzeit gab, hielt Ober-

*) Abgedruckt in der Beilage derFrankf. Oder-Zeitung vom 3. u. 4. Dezbr., Märk. Blätter 1902 No. 70/71.