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Kleine Mitteilungen.
2) Volkstümliche Bezeichnung der Ufer. Das Südufer heisst bei den Anglern die „W inter seite“, das Nordufer, besonders das Stück vom westlichen Stadthals bis zum Forsthause die „Sommerseite“. Auf der Winterseite ist nämlich das Wasser kühl, weil die überhängenden Buchenzweige Schatten spenden, während es am schattenlosen Nordufer südlich vom Forsthause von der Sonne erwärmt wird. Die Bemauer Angler steigen gewöhnlich bei ihrer fast immer erfolglosen Arbeit in das Wasser, und wenn sie sich auf der Winterseite genügend kalte Füsse geholt haben, wandern sie auf einige Zeit nach der milderen Sommerseite. Gefangen wird zwar dort auch nichts; aber das Wasser ist heilsam, weil ein Fussbad heilsam ist. Für mich ist die Beobachtung der Angelei am Liepnitzsee, sofern sie nicht vom trocknen Ufer aus betrieben wird, immer mit einem gewissen Gefühl der Befriedigung verbunden.
3) Als „Krügers Höhle“ bezeichnet man, wie der brave K. mitteilt, ein Erdloch nördlich vom Liepnitzsee am Wege, der von Utzdorf nach Klosterfelde führt. Dort soll sich der Falschmünzer Krüger aus Bernau längere Zeit verborgen haben, bis ihn die böse Polizei erwischte. Krüger sagte zwar immer, er habe nie falsche Taler gemacht, das täte nur die Polizei; aber doch hatte er die Tür zu seiner Höhle mit einer derartigen Vorrichtung versehen, dass jedesmal, wenn die Tür auf- oder zagemacht wurde, ein falscher Taler von selbst geprägt wurde. Die Sache ist jedoch schon so lange hei', dass es in Bernau keinen falschen Taler mehr giebt.
4) „Sprott“ nennen die Bernauer Angler die Holzwürmer, welche sie auf die Angel spiessen. Sprott fressen die Fische gern, viel lieber als Salzkuchenkrümel, die auch als Köder benutzt werden, wenn man keinen Sprott hat.
5) Ladeburg. Sprachliches.
a) „Ich bin auch der Vermenung“ sagt der Ladeburger für:,,Ich bin auch der Meinung.“
b) Seiner Vorliebe für schweres Bier giebt der Ladeburger in folgender Weise Ausdruck: „Et duhnt besser“ oder „Et kotzt besser“.
6) Blitz und Kiefer. Während des Unwetters im Mai d. Js. schlug der Blitz in eine Kiefer im Jagen 204. Sie stand dicht an dem Wege, der zwischen den Kilometersteinen 28, 7 und 28, 8 der Wandlitzer Chaussee beginnt und beim Forsthaus Woltersdorf endet und zwar etwa 200 m von der erstgenannten Chaussee entfernt. Der Schlag war so gewaltig, dass der ganze Baum vollständig zerrissen und in so kleine Teile zersplittert wurde, dass die armen Leute aus Bernau, die im Walde dürres Holz auflesen dürfen, den Baum in wenig Tagen vollständig fortgeschafft hatten, ohne die Stücke zerkleinert zu haben. Und doch schätzte der Königliche Förster Kohde-Wolters- dorf das Holz des Baumes, der etwa 40 cm Durchmesser hatte, auf mindestens 1 ’/a Festmeter. Übrigens soll der Blitz dort wiederholt Kiefern getroffen haben.
Die Herren Autoren werden gebeten, auf Ihren Manuskripten vermorken zu wollen, wieviel Exemplare der betreffenden Nummer sie zu erhalten wünschen.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.