144 1. (1. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
kulationsströmnngen von Wasser und Luft zusammen. Volle Evidenz für das Vorhandensein dieser Schwankungen wurde erreicht, als gleichzeitige Beobachtungen in diesem „Nordzimmer“ der Berliner Sternwarte und durch einen nach Honolulu entsandten Beobachter der Sternwarte, Dr. G. Marcuse, auf der entgegengesetzten Seite des Erdballes stattfanden. Seitdem ist die unausgesetzte Beobachtung des für die genaue Bestimmung der Erdbewegung äusserst wichtigen Phänomens durch die Internationale Erdmessung organisiert worden, indem unter Leitung von Professor Helmert und Albrecht (beide im geodätischen Institut zu Potsdam) sechs über die ganze Erde verteilte Beobachtungsstationen auf einem und demselben Parallelkreise eingerichtet wurden, die nur für diesen Zweck tätig sind.
Zum Schluss erklärte Geh. R. F. im „Uhrenzimmer“ welches die Zentral- und Kontrolluhren für die von der Sternwarte regulierten städtlichen Normaluhren enthält, den gesammten, zu hoher Präzision entwickelten Zeitdienst der Sternwarte. Es ist eine grosse Summe feiner Erfindungen, welche hier Zusammenwirken und wobei Elektrizität und Elektromagnetismus eine hervorragende Rolle spielen, um eine Zuverlässigkeit und Genauigkeit des Uhrenbetriebs zu erzielen, die kaum noch zu wünschen übrig lässt. Mit dieser Zentralstelle der Sternwarte steht auch die vortretflich geleitete Einrichtung auf dem Schlesischen Bahnhofe in Verbindung, durch welche morgens 8 Uhr von diesem Bahnhofe aus an alle Stationen der preussischen Staatsbahnen Zeitsignale zum Zweck der Richtigstellung aller Bahnhofsuhren gegeben werden, die auch an vielen Stellen im Lande von den Uhrmachern zur Beobachtung des Ganges ihrer Uhren Verwendung finden. Um den Schiffen in deutschen Häfen Gelegenheit zur Kontrolle und Vergleichung ihrer Chronometer zu geben, bestehen ferner Systeme von Zeitsignaleu, von denen dasjenige in Swinemüude und im Hafen zu Bremen von der hiesigen Sternwarte telegraphisch in Funktion erhalten wird, derartig, dass zu einer bestimmten Stunde, Minute und Sekunde des Tages an einem weithin sichtbaren Punkte ein etwa zwei Meter im Durchmesser haltender Zeitball herabsinken gelassen wird. Dies System, das sich in der besten Weise bewährt, ist natürlich noch viel weiterer Ausbildung fähig, um den Segen genauer Zeitangaben überall hin zu verbreiten.
Die Berliner Sternwarte ist in ihrer jetzigen Lage durch die umgebenden Bauten stark eingeschränkt, und es wird bereits ernstlich für die Zukunft an die Errichtung einer neuen Sternwarte an einer Stelle gedacht, an welcher andauernd ein möglichst freier Umblick für alle die fundamentalen Messungen am Himmel zu sichern wäre, wie sie von jeher den deutschen Astronomen besonders am Herzen lagen. Für die Zwecke des öffentlichen Zeitdienstes und der astronomischen, sowie astronomisch-geographischen Übungen der Studierenden würde ein