3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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dieser Zeilen Mühe gemacht, die Inschriften auf der Vorder- und Rückseite des Postaments zu Papier zu bringen. Die erstere lautet: Friedrich v. Probst, Leutnant des Regiments Herzog Friedrich von Braunschweig. Geboren den 17. Januar 1748. Gestorben den 2. Märtz 1788. Und der Inhahlt der rückseitigen Inschrift war folgender: 0 Du glücklicher Schatten, wohin Gott und Dein Glück Dich führen, geniess’ ewige Ruh’ und Seligkeit, indem wir hier Deinen schnellen Abschied betrauern, bei dieser Urne an Dich denken und um Dich weinen. Dem Dichter Karl Wilhelm Ramler (1725—1798) wird die Autorschaft an dieser im Oden-Versmass gehaltenen Inschrift zugeschrieben. Bedauerlich bleibt die Zerstörung des Denkmals auf jeden Fall.
Wir bemerken hierzu: weder dem Magistrat (Kunstkommission oder Märkisches Museum) noch dem Konservator der Denkmäler des Preussischen Staats steht der geringste Einfluss auf den Königlichen Tiergarten zu.
An Stelle des Probst-Denkmals ist der weiss angestrichene Zinkabguss der Venus von Capua getreten, welcher zuvor im Tiergarten am hintern Ende des Goldfischteiches stand.
VII. Hermann Gräbke als märkischer Volksdichter. Der erste Vorschullehrer am Berliner Andreas-Realgymnasium, Hermann Gräbke, feierte am 1. April d. J. in aller Rüstigkeit das 50jährige Dienstjubiläum. Als plattdeutscher Dichter veröffentlichte er zwei Sammlungen in Prignitzer Mundart: „Prignitzer Kamellen un Ilunnenblömer“ (1800) und „Prignitzer Vogelstimmen“ (1902)*). Es sind gemütvoll ernste und launige Gedichte. Hier eine Probe:
Uns’ Herrgott lacht.
Wenn Frölijolirs Snee un Is vergeilit,
De Sünn an’n blauen Himmel steilit,
Un fründlich up'de Erd kikt dol,
Denn is mi dat mit eenen Mol,
As wenn nah de lange Winternacht Uns’ Herrgott lacht.
Wenn in een’n grönen Wald ik biin,
Up den so fründlich liggt de Sünn,
Un hork da up den Vögelsang,
De sich den wieden Wald tr eckt lang:
Is mij as wenn bald lud, bald sacht Uns’ Herrgott lacht.
Wenn Ringel-Ringel-Rosenkranz De Kinder sing’n to ehren Danz Un lud un klohr ehr Lachen schallt,
Dat in min Herz dat wedderhallt;
Denn hew ik ümmer bi mi dacht:
Uns’ Herrgott lacht.
Die Brandenburgia wünscht unserm guten Landsmann noch einen ferneren sangesfreudigen gesegneten Lebensabend. Herr Stadtscliul-
*) Monatsblatt IV. 413 und XI. 403.
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