3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

169

Ähnliche Unternehmungen sind vielfach versucht: ich erinnere an Forrers Antiqua und ihre Fortsetzung, an die in Stuttgart erscheinende antiquarische Zeitschrift, an die von dem verstorbenen Geh. Hofrat Dr. Graesse in Dresden begründete Museums-Zeitschrift, an den von u. M. Dr. Brendicke herausgegebenen „Sammler“ u. dgl. — Immerhin müssen sich die Herausgeber solcher Sammler-Zeitschriften eine gewisse Beschränkung auferlegen und an das Multum statt an die Multa denken, wenn sie befriedigendes auf die Dauer leisten wollen, namentlich nicht beide Gebiete Naturgeschichte und Kulturgeschichte vermengen. In letzterem Falle kann nichts Gescheutes aus der Zeitschrift werden.

Eine interessante Beilage der A.-R. betitelt sich „Le Saint-Suaire de Turin“ (Das Leichentuch Christi zu Turin) mit 2 Abbildungen. Be­kanntlich entspann sich im vorigen Jahr über die Autentizität ein Streit, die Skeptiker hielten mit ihrem negativen Urteil nicht zurück, während die Gläubigen alles Mögliche und Unmögliche für die Echtheit des Leichentuchs, in das Josef von Arimathia den Leichnam unsers Herrn und Heilandes hüllte, aufboten. Schlimm nur, dass in der antiken Basilika von Cadouin in der Dordogue unter der Bezeichnung „le vrai linceul du Christ“ ein zweites Exemplar verwahrt wird.

Über noch eine andere hochheilige Überlieferung: Das Längen- mass Jesu Christi wird Ihnen u. M. Herr Robert Mielke alsbald berichten.

XXII. Volkstümliches aus der Umgebung von Lenzen a. Elbe. U. M. Herr Pfarrer Ilandtmann in Seeb^rg bei Lenzen a. Elbe dem die Brandenburgs manche gute Mitteilung verdankt, schreibt mir folgendes: Das Wort Micke wird Brandenburgs X. 218 und 392 als Gabelung erklärt. Ich kenne es aus hiesiger Gegend nur in der Zu­sammenstellung „Mjj^ßtall, Mighütte“, also nicht mit k sondern mit g geschrieben und gesprochen.

Es dient zur Bezeichnung für leichte Bretter-, Latten-, Flechtwerk- Baulichkeiten, welche Mietsleute und Arbeitsleute neben den ihnen überwiesenen Wohnungen als vorübergehende Viehställe, Holzschuppen u. dgl. errichteten und bei Wiederwegziehen abbrachen, niitnahmeu. Da könnte slavischer Stamm darinstecken, bewahrt im russischen Worte „Mnrn“ - Mig d. i. „Augenblick“, also: „Augenblicksbau“, vorübergehende Baulichkeit.

2. auch Dorf Mödlich bei Lenzen hat noch am Sprifzenhaustor ein Halseisen. (Vgl. ein solches lialseisen zu Friedrichswalde, Kreis Templiu Brdb. XTT. S. 14.)

3. Eigenartig ist Seedorf und Umgegend der Pfingstbrauch, in der Pfiugstnacht allerlei Schabernack zu spielen. Was anderswo in den Zwölften oder zum Fastelabend oder zur Walpurgisnacht geschieht, erfolgt hier in der Nacht vor Pfingsten: Wagen, Kähne, Hundehütten