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3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
er das Schlachtfeld von Fehrbellin in Begleitung eines alten Bürgers, der mit der Gegend vertraut war und die Bataille gut zu beschreiben wusste, besucht und sich von ihm führen lassen (Varrentrapp, Der Prinz von Homburg in Geschichte und Dichtung, Preuss. Jahrb. (1880) 45, 847). Möglich, dass dieser dem König die beiden Sagen mitgeteilt hat. Dafür nun, dass wir es in den beiden Erzählungen mit Fabeln zu tun haben, gibt es eine ganze Reihe von Beweisen. Doch genügt zur Bestätigung der Annahme allein der Umstand, dass der zuverlässigste Zeuge des Ereignisses, ein Mann, der in der Umgebung des Kurfürsten an der Schlacht teilgenommen und über sie einen sorgfältigen, ganz unparteiischen Bericht niedergeschrieben hat, dass er von beiden Vorkommnissen nichts weiss. Dieser Mann ist der Kammerherr v. Buch, dessen die Jahre 1074—83 umfassendes Tagebuch G. v. Kessel herausgegeben hat (2 Bde. Jena 1865).
Allein aus nichts kann auch nichts werden. Jeder volkstümlichen Tradition muss ein Kern von Realität zu Grunde liegen, ein Samenkorn, aus dem das Gewächs der Sage aufschiesst. In den hier bespi'ochenen Fällen haben folgende Umstände und Begebenheiten der Wirklichkeit den Anlass zur Bildung der legendarischen Erzählungen gegeben.
Als der Prinz von Homburg den ersten Angriff auf die Schweden mit Erfolg begonnen hatte, bedurfte er der Verstärkung und Hess den Kurfürsten um sie bitten. Seinem Gesuch wurde aber nicht sogleich willfahrt und Homburg musste nochmals einen Adjutanten an den Oberbefehlshaber senden, um es zu wiederholen. Nachdem dann der Sieg des brandenburgischen Heeres entschieden und die Verfolgung des Feindes aufzunehmen war, wurde die vom Prinzen geführte Schar auch mit dieser Aufgabe betraut. Allein Ross und Reiter wai’en erschöpft. Den Tupfern, die an diesem Tage Ausserordentliches geleistet hatten, versagten zuletzt die Kräfte. Sie wurden von den fi’ischeren Mannschaften der Feinde geworfen, und es kam so weit, dass die Soldaten ihren Offiziei’en den Gehoi’sam verweigerten. Den Schweden ward es, obwohl sie beständig vei’folgt, wurden, dadurch möglich, Fehi’bellin zu en'eichen, die von einem Streifkoi'ps der brandenbui’gischen Armee verbrannte Brücke wieder herzustellen und mit dem Reste ihres Heeres über den Rhin zu entkommen.
Auf diese Weise wurde mit dem Sieg nicht ei’reicht, was nach den Wünschen des Kurfürsten eri’eicht werden sollte und nach seiner Ansicht hätte erreicht werden können. Er war darüber nicht wenig ungehalten. Noch an demselben Tage fügte er seinem Siegesberichte an den Fürsten von Anhalt die Worte hinzu: „Meine Reutter haben teils nicht das Ihrige gethan, worüber ich inrpiirieren lasse, und selbige den process machen lassen werde“, (v. Witzleben a. a. O. Beilagen S. 6). Diese Drohung blieb unausgeführt, allein Fi'iedrich Wilhelm liess seinen Groll den Führer