3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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entgelten. Es kam zn einer Entzweiung. Homburg, der schon früher über Zurücksetzung geklagt hatte und sich benachteiligt fühlte, liess sich beurlauben und reiste eine Woche nach der Schlacht von Fehrbellin nach Hessen ab. Erst im Oktober des Jahres, nachdem die Differenzen ausgeglichen waren, kehrte er wieder zur Armee zurück.
Alle diese Umstände, so formuliert Jungfer in seinem Buch: „Der Prinz von Homburg“ (Berlin 1890) S. 89 treffend den Hergang, alle diese Umstände: des Prinzen Abreise kurz nach dem Siege, das anfängliche Zögern des Kurfürsten, ihm zu sekundieren und der Verweis wegen des letzten missglückten Angriffs, undeutliche Vorstellungen von alledem zusammen mit Erinnerungen der Einwohnerschaft des nahegelegenen Städtchens Neustadt an der Dosse an den ritterlichen Herrn, die vornehmste und bekannteste Persönlichkeit jener Gegend, diese Überlieferungen, vom Volke nach seiner Art weitergesponnen und aus- geschmückt, bewirkten das Zustandekommen jener Sage.
Der Vorgang stellt für uns ein interessantes und für die Erkenntnis der Entstehung von Sagen, also für die Sagenkritik lehrreiches Beispiel dar, insofern wir sie sich gleichsam vor unsern Augen bilden sehen und die Elemente kennen, aus denen sie erwuchs.
Auch der Fabel vom Opfertod Fi’obens liegt ein historischer Kern zu Grunde: die Tatsache, dass ein Stallmeister dieses Namens an der Seite des Kurfürsten von einer feindlichen Kugel getötet wurde. Sein Ilinscheiden ward von ihm, dem er ein sehr treuer Diener war, beklagt. War er doch trotz seiner Jugend am Hof angesehen und beliebt. Das wird uns von dem Kammerherrn v. Buch berichtet. Die Leiche wurde auf Befehl des Herrschers feierlich beigesetzt. Aber weder in der bei dieser Gelegenheit gehaltenen Predigt noch in dem von Balthasar Müllner verfassten Trauergedicht (Gansauge a. a. 0. S. 89) noch in irgend einem zeitgenössischen Bericht findet sich eine Andeutung über den Pferdewechsel, zu dem der Stallmeister den Kurfürsten bestimmt haben soll, um nicht ihn, sondern sich selbst den Feinden als Zielobjekt auszusetzen. Erst im 18. Jahrhundet begegnet die erste noch undeutliche Spur der Legende. Wir finden sie in einer handschriftlich gebliebenen Geschichte des Grossen Kurfürsten, die Gundling, den bekannten Historiker und Hofnarren zum Verfasser hat (Varrentrapp a. a. O. S. 349 Anm.) Auch hier sehen wir das Motiv der Sagenbildung: es ist das Ausserordentliche des Ereignisses. Frohen fand den Tod in der Schlacht, an der teilzunehmen ihn sein Dienst nicht verpflichtete. Und unmittelbar an der Seite des Kurfürsten traf ihn eine Kugel, die wohl für diesen bestimmt war. Wilhelm Schwartz hat noch zwei Momente der Wirklichkeit für das Zustandekommen der Sage geltend zu irtächen gesucht. Es gibt eine Überlieferung, wonach bei Fehrbellin dem Kurfürsten wirklich ein anderes Pferd aufgenötigt worden sei, freilich nicht von