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180 3- (1- ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Froben, sondern von dem Leibjäger üble, dem dann das kurfürstliche Ross unter dem Leib erschossen worden sei. Diese Tatsache und der Tod Frobens seien in der Phantasie des Volkes zusammengeflossen. Aus ihrer Kombination sei die Sage entstanden. Leider ist die Zuverlässigkeit der vonSchwartz her angezogenen Tradition fraglich. (Vergl. Brock, Zeitschrift für preuss. Geschichte 13, 354 ff.)
Als Kleist sein Drama schrieb, waren beide in die Geschichte als Tatsachen übergegangenen Vorfälle: der wegen zu frühen Angriffs des Prinzen von Homburg zwischen ihm und dem Kurfürsten ausgebrochene Konflikt wie Frobens Opfertod schon als Mythen erwiesen. Jenen hatte im Jahre 1791 v. Verdy du Vernois, Kammerherr Friedrich Wilhelms 11. in seiner Geschichte des Hauses Hessen-Homburg (Histoire genealogique et ehronologique de la serenissime maison de Hesse-Homburg etc. Berlin 1791) ins Reich der Fabel verwiesen. Und der Historiker J. C. Erman hatte in einem am 26. Januar 1804 in der Berliner Akademie gehaltenen Vortrag noch einmal unter Berufung auf das damals nur handschriftlich vorhandene Buchsche Tagebuch das Unzutreffende der Überlieferung nachgewiesen.
Dieser Vortrag ist übrigens im Druck der Gemahlin des Prinzen Wilhelm, des Bruders des Königs Friedrich Wilhelms IIL, gewidmet. Sie war die Tochter Friedrichs V., Landgrafen von Hessen-Homburg, also eine Nächkommin unseres Prinzen und hatte sich eben erst vermählt. Derselben Fürstin hat sechs Jahre später Kleist eine Abschrift seines Dramas mit einem Widmungsgedicht überreicht. (B. Erdmannsdörffer, Preuss. Jahrbb. 34 S. 209 f.) So wurde die Prinzessin die Empfängerin zweier inhaltlich sich widersprechender Schriften, indem die zweite ver- leugnete, was die erste als richtig zu erweisen gesucht hatte.
Dass aber der Opfertod Frobens vor der geschichtlichen Kritik nicht standhält, hatte der Berliner Geschichtsschreiber A. B. König, dem wir eine viel benutzte Geschichte unserer Hauptstadt verdanken, i. J. 1799 gezeigt (Jahrbb. der Preuss. Monarchie TI. I, S. 346). Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Heinrich von Kleist von diesen Ergebnissen der Forschung keine Kenntnis erhalten hat. Allein selbst wenn das der Fall gewesen wäre, so hätte er sich dadurch schwerlich abhalten lassen, die beiden Begebenheiten für seine Dichtung in der Weise, wie es geschehen ist, zu verwenden.
Denn er springt in ihr noch ganz anders mit den geschichtlichen Tatsachen um. Der Schlachtplan, den Feldmarschall Dörfling — so heisst bei ihm der heute allgemein Derfflinger genannte General, der seinen Namen auch Derfflinger schrieb — der Plan, den im Schauspiel Dörfling seinen Offizieren in die Feder diktiert, entspricht nicht der Wirklichkeit, so wenig wie nachher der Verlauf der Schlacht, ganz