3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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furent tues par les paisans a. a. 0. p. 140f), so liegt die Vermutng nahe, dass Kleist dieses Moment daher zugekommen ist, um so näher, als die Tatsache selbst nirgend anders erwähnt wird.
Also hat Kleist die Darstellung des Königs benutzt? Vielleicht, müssen wir vorläufig sagen. Jedoch sicher nicht allein. Denn einmal weicht er von ihr so ab, dass er andern Berichten folgt, zweitens erwähnt er Umstände, die dort fehler, uns aber von andern überliefert sind. Die Abweichung besteht hauptsächlich darin, dass Kleist von Ilackelbergen, Ilackelwitz, Hackelbüschen usw. spricht, Friedrich der Grosse aber die Ortschaft Hackenberg nennt. Heut schreibt man ihren Namen Hakenberg. Hackelberg aber wird sie im Theatrum Europaeum, bei Pufemlorf und andern genannt, so dass nicht etwa eine willkürliche Änderung des Dichters vorliegt.
Unter den Momenten, die bei ihm Verwendung finden, beim König aber fehlen, ist das wichtigste, dass der Kurfüi’st einige Tage nach dem erfochtenen Siege nach Berlin eilte und dort einen Dankgottesdienst abhalten liess. Für Kleist war das Motiv von solcher Bedeutung, dass er zwei Scenen darnach lokalisiert hat: den neunten und zehnten Auftritt des zweiten Akts, jene in BeiTin im Lustgarten spielenden Scenen, an deren Schluss dem Prinzen auf Befehl des Kurfürsten der Degen abgenommen und er zum Gefangenen ei-kläi't wird.
Übrigens sei nebenbei bemerkt, dass Kleist hierbei ein lokalgeschichtlicher Fehler begegnet ist. Er schi’eibt in der scenischen Be- mei'kung vor, dass im Hintergründe des Platzes die stark erleuchtete Schlosskirche d. h. also der Dom sichtbar sei. Nun befand sich aber im Jahi’e 1675 der Dom nicht auf dem Lustgarten, sondern auf dem Schlossplatz ungefähr da, wo heute das sogenannte Rote Schloss steht. Das Gebäude im Lustgarten liess erst Friedrich der Grosse i. J. 1750 errichten, nachdem die alte Schlosskirche drei Jahre vorher abgebrochen worden war
Dass Friedrich Wilhelm wenige Tage nach dem Sieg auf kurze Zeit in Berlin war und dort einen Dankgottesdienst abhalten liess, erzählt von den älteren Darstellern, auf die alle späteren, mehr oder weniger abhängig, unmittelbar oder mittelbar, zurückgehn, der bei Merian und der von ihm sehr abhängige, meist ihn wörtlich übersetzende Pufen- dorf. Liest man nun aber im Theatrum Europaeum an dieser Stelle (S. 720) „von denen Tages vorher von Rathenau und aus der Schlacht mit Pomp anhero gebrachten Fahnen und Estandarten, zwischen denen der Kurfürst in dero entblössetem Gemach speisete“ und dass er „folgenden Donnerstag frühe in öffentlicher Gemeine mit heissen Zähren Gott vor so herrlichen verliehenen Sieg dancketen“, vergleicht damit V. 730 der Dichtung:
Der Sieg ist glänzend dieses Tages,
Und vor dem Altar morgen dank ich Gott —