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3. (1. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
ferner wie die Heerführer darauf mit Fahnen, Pauken und Standarten auftreten, und berücksichtigt, dass von dem Dankgottesdienst zwar auch Pufendorf spricht, von den Fahnen und Standarten aber einzig der Schilderer bei Merian, so muss man auf den Gedanken kommen, dass Kleist sich aus seiner Darstellung informiert hat.
Und man wird bestärkt in dieser Annahme, wenn man im ersten Auftritt des dritten Aktes die zweite Stelle, an der von der Siegesfeier gesprochen wird, ins Auge fasst. Bezeichnender Weise kommen auch hier die schwedischen Fahnen und Standarten vor.
Die Kirche war auf würd’ge Art erleuchtet . . .
Die schwed’schen Fahnen wehten und Standarten
Trophäenartig von den Pfeilern nieder.
Und wenn es dazwischen heisst:
Batterien Hessen sich vom Schlossplatz her
Mit ernster Pracht bei dem Tedeum hören,
so scheint mir die Anregung dazu das Theatrum Europaeum gegeben zu haben. Denn allein dort wird allerdings von dem zweiten, am 8. Juli in allen brandenburgischen Ländern abgehaltenen Dankgottesdienst erzählt und dabei von dem Berlinischen berichtet, (S. 721), dass in der Residenz zu Cölln an der Spree abends die Stücke von den Wällen lossgebrennet . . . und dabey unter dem Schall derTrompetten und Paucken die von den Schweden eroberte 9 Stücke zu öfftern malen abgefeuret wurden.“ Gerade dieser Berichterstatter aber, der erste der Schlacht, weiss, wie ich schon sagte, von dem un- vorschriftsmässigen Angriff des Prinzen und dem Konflikt zwischen ihm und dem Kurfürsten nichts. Auch heisst der Feldmarschall bei ihm nicht Dörfling, sondern Dörflinger.
Im Jahre 1801 erschien in Berlin ein anonymes Buch: Versuch einer Geschichte der Feldzüge des Preussischen Heeres von dem Churfürsten Friedrich Wilhelm dem Grossen bis auf die neueren Zeiten. Es enthält eine Darstellung der Schlacht bei Fehrbellin, die offenbar dem Berichte Friedrichs des Grossen nachgeschrieben ist. Doch heisst in ihr die Ortschaft zwischen Linum und Fehrbellin nicht Hackenberg, wie" beim König, sondern Hackelberg wie bei Kleist. Auch wird der brandenburgische Feldmarschall wie bei diesem Dörfling genannt. Endlich wird am Schluss erzählt, dass sich der Kurfürst nach dem Siege auf wenige Tage nach Berlin begab, wo er mit jubelnder Freude empfangen wurde. Vom Dankgottesdienst wird allerdings nichts erwähnt. Trotz diesem Mangel könnten die mannigfachen Übereinstimmungen den Glauben erwecken, als habe dieses Büchlein Kleist den Stoff für sein Drama geliefert. Allein dagegen erheben sich doch wieder mehrere Bedenken.