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4. (3. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
sich die weiten welligen Ebenen des Fläming allmählich in die Höhe heben.
Der Wechsel zwischen Ackerland und Wald bringt Leben in die Flächen. Im Hintergründe endlich taucht die Stadt auf tief unten im Grunde; der schlanke Kirchturm mit der schönen wendischen Haube überragt die Schar der Dächer, und Schloss Eisenhardt mit seinem dicken Bergfried, den die Leute den Butterturm nennen, schmiegt sich auf halber Höhe an den Talhang an.
Im Wartesaal des Bahnhofs wurde kurze Rast gemacht und das Frühstück eingenommen; dann stiegen wir bergan zu einem schönen Aussichtspunkte, der einen wunderbaren Blick über die Stadt, die Burg Eisenhardt und die weite Landschaft ringsum erlaubte.
Von hier führte uns die Strasse wieder bergab zum Dorfe Sandberg und dann wieder bergauf zum Eisenhardt. Der Platz vor der Burg ist mit schönen Anlagen geschmückt, und vor dem Eingang selbst steht eine prachtvolle Linde mit weitausladenden Ästen, welche zur Erinnerung an einen Besuch Luthers im Jahre 1530 gepflanzt worden sein soll. An einer stillen Stelle dieser Anlagen hat der Verschönerungsverein dem „Schöpfer und Pfleger der Anlagen“ dem Amtsrichter Klemming einen Gedenkstein errichtet. Inmitten dieser Anlagen steht die Briccius- Kapelle, eine kleine Kirche ans Feldsteinen mit einer Apsis. Der heilige Briccius war ein holländischer Heiliger, dem zu Ehren die Kolonisten die Kapelle erbaut hatten. Neben dem Eingang ist der Grabstein einer Gräfin Königsmark aufgestellt worden, und im Innern findet sich ein zweiter Grabstein, der einen Hennig von Falkenriede darstellt und als Altarstufe Verwendung gefunden hat. Schloss Eisenhardt besteht aus zwei Häusern, dem Palas und dem ehemaligen Salzmagaziu. Das Portal führt in eine grosse Halle, deren Decke aus Sterngewölben von einer einzigen, allerdings sehr stattlichen Säule getragen wird. Unter dem Fussboden befindet sich ein weitläufiger Keller, dessen Wölbung auf der unteren Fortsetzung der Hauptsäule ruht. Der Palas beherbergt in seinem oberen Stock die Räumlichkeiten für das Amtsgericht. Unter den Zimmern ist der Schöffensaal beachtenswert wegen der hübschen Fensternischen. Neben dem Sitzungssaal befindet sich ein Aktenzimmer, dessen eine Wand mit einer Tapete geschmückt ist, die ein schönes Gemälde der Rokokozeit, ein Jagdstück, vorstellt. Das ehemalige Salzmagazin steht leer. Auf dem Hofe erhebt sich der zylinderförmige Bergfried aus Feldsteinen. In seinem Tunern führt eine Treppe in die Höhe, und von seiner Plattform hat man einen umfangreichen Blick auf die Landschaft. Man ei-kennt am Horizont als eine Landmarke die Mühle von Hagelsberg, wo im Jahre 1813 das Gefecht zwischen der kurmärkischen Landwehr und der französischen Heeresabteilung unter Girard stattgefunden hat. Die Höhe erhebt sich 200 m über den Meeres-