Heft 
(1903) 12
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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

und Renntierknochen, vom Fischer mit seinen Fanggeräten und erbeuteten Fischen, Darstellungen von überraschender Naturtreue.

Diese Periode altsteinzeitlicher (diluvialer) Urzeit liegt von der ältesten jungsteinlichen (altalluvialen) Vorzeit vielleicht so weit entfernt, wie diese letztere ihrerseits von der modernsten englischen Forellenangel.

Die Fischereigeräte, Spitzangeln, Angelhaken, Angelsenker, Netzbeschwerer etc. lassen sich von der altsteinzeitlichen Alluvialzeit ab aufwärts bis zur wendischen Vorzeit nachweisen.

Das Märkische Museum, welches in Europa die mannigfachste geschichtliche Fischereisammlung besitzt, weist selbstredend auch eine grosse Zahl von hierher gehörigen märkischen und niederlausitzischen vorgeschichtlichen Gegenständen auf. Auch sonst sind interessante ein­schlägige Fischfanggeräte und dergl. aus anderweitigem Besitz auf­gestellt.

Es kann dieserhalb auf die ausgestellten Gegenstände selbst und deren Beschreibung verwiesen werden. Eine besondere fast künstlerisch zu nennende Ausstattung haben, um wenigstens ein paar Einzelheiten zu erwähnen, die vielfachen tönernen Netzbeschwerer und Führungs­steine der grossen Netze. Sie lassen sich nach geschichtlichen Zeit­abschnitten genau unterscheiden: die grauschwarzen hartgebrannten ge­hören der ersten Zeit des Christentums bei uns, d. h. 10. bis 14. .Jahr­hundert an, was nicht ausschliesst, dass sie noch jetzt ab und zu gebraucht werden; sie sind meist, aber nicht immer, kreisrund und zentrisch durchbohrt. Die rot gebrannten ähnlichen durchgebohrten Scheiben, die als Netzsenker ebenfalls dienen, sind meist plumper und gehören den alsdann folgenden Jahrhunderten an. Es ist ein kleiner Scherz, den sich die Kulturgeschichte erlaubt, dass gerade die Neuheit bezüglich dieser Netzbeschwerer zur ältesten Steinzeit zurückkehrt. Denn die meisten jetzigen Netzbeschwerer und -Senker werden einfach aus rohen Platten des Rüdersdorfer Muschelkalks hergestellt, die nichts kosten, nicht gebrannt, nicht modelliert zu werden brauchen und welche von den Fischer-Frauen und -Kindern zum Zeitvertreib durch Bohren mit einem scharfen Feuerstein durchlöchert und handgerecht gemacht ' werden. Auch als Führungssteine, als Ballaststeine der Fischkähne und als primitive Anker kleiner Fischernachen findet man dergleichen Kalk­steinplatten in der ganzen Provinz Brandenburg noch heut verwendet.

Ich darf noch hinzufügen, dass die Ausstellung ihr Wohlgelingen hauptsächlich den niemals rastenden Bemühungen unseres zweiten Vor­sitzenden Geheimrat Uhles, des Begründers und Ersten Vorsitzenden des Fischerei-Vereins für die Provinz Brandenburg, sowie dem grossen Eifer und Organisationstalent des Generalsekretärs Dr. Ludwig Brühl verdankt.