5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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südlicher, in Deutschland erst seit dem französischen Kriege 1870/71 als Brüter auftretender Stelzvogel.
Da ich weiss, dass u. M. Herr Postrat a. D. Steinhardt auf Burgwall in Treuenbrietzen oftmals Trappen zu beobachten Gelegenheit hat, so habe ich von ihm für uns die nachfolgenden Mitteilungen erbeten.
Die Trappe, und zwar die Grosstrappe, Otis tarda, ist für die Gegend westlich und nordwestlich von Treuenbrietzen, nach Brück und Belzig hin Standvogel. Sie ist nach Brehm (Tierleben, Band 3) der grösste europäische Landvogel; ihre Klugheit und Vorsicht ist allbekannt. Zeitweise sammeln sich die Trappen in Scharen und wechseln ihren Aufenthalt, doch nur als Strich-, nicht als Zugvögel. Sie meiden den Wald und suchen freies offenes Gelände mit einzelnen Büschen, auch kleinere Wald- und Buschbestände auf. Augenscheinlich gefällt ihnen die fast steppenartige Wiesenniederung um die „Buschdörfer“ am nördlichen Fussc des Fläming, deren an sich schon wild- ( reichen Jagdrevieren sie besonderen Wert verleihen. Hier hausen sie auf Wiesen und Äckern während der milderen Jahreszeiten.
Im Winter aber, wenn tiefer Schnee weithin die Erde bedeckt und die Nahrung in den Feldern knapp wird, tun sich die Trappen in Scharen von Hunderten zusammen und unternehmen Ausflüge auf der Suche nach Futter. Alljährlich, je nach dem Schneefall in der zweiten Hälfte des Januar oder der ersten des Februar, erscheinen diese Züge in der Niederung zwischen Treuenbrietzen und den Hellbergen, einem niedrigen Höhenzuge östlich der Stadt, an dessen Fusse die Sarne fliesst, die das Wasser der Abzugsgräben aufnimmt, die Wiesen und Gemüsegärten entwässern. Der leuchte und humusreiche Niederungsboden trägt prächtigen Kohl und manche „gespülte“ oder sonstwie unbrauchbare Kohlstaude, auch Strünke, von denen der Kohlkopf abgetrennt worden, bleiben über Winter in den Gärten stehen und tragen dann immer noch eine Menge Blättchen nnd junger Triebe oder Schösslinge, die den Trappen ein zusagendes, gern genommenes Futter bieten. Regel - massig zwei oder drei Tage nach ausgiebigem Schneefall kommen die Trappen frühmorgens an. Erst einzeln, dann mehr, endlich in dichten Schwärmen, die sich regellos und unordentlich durcheinander bewegen. Nach längerem Umherfliegen in nicht allzugrosser Höhe lassen sich einzelne, dann mehrere, endlich die ganzen Schwärme nieder. Dann kann man deutlich sehen, wie sie die weiten Futterplätze mit einer Postenkette einzelner Vögel umstellen, die an 30 oder 50 Meter von einander entfernt entweder still stehen oder sich ganz langsam fortbewegen, aber niemals Nahrung suchen.
Die im Innern des umstellten Raumes umherwandernden, hin und wieder auch in langsamem Fluge ihren Platz ändernden Vögel dagegen sieht man an den aus dem Schnee hervorstehenden Kohlstrünken, Gräsern und Pflanzen eifrig picken und fressen. Dabei kommen die ausgestellten Posten bis dicht an die Umwährung der Hausgärten, an Wege und Häuser heran, anscheinend ohne Scheu und Furcht. Sucht man sich den hübschen stattlichen Tieren zu nähern, so ziehen sie sich doch langsam zurück. Sie lassen nicht gern jemanden in ihre Nähe kommen; den Unbewaffneten, den sie als harmlos erkennen, auf 20 bis 30 Meter. Vor dem die Flinte tragenden Jäger fliegen
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