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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Unser neues Ehrenmitglied schildert den glänzenden Entwickelungsverlauf der Berliner Gemeindeschule, die sich aus der Armenschule entwickelt hat.
In der Bettler-Ordnung von 1590 wird die erste Berliner Armenschule genannt. Erst über 100 Jahre später, 1699, werden unter Berlins Schulen wieder Armenschulen erwähnt. Der Armenprediger Johann Raue, ein Anhänger des Comenius (vgl. Nr. XIII dieser Mitteilungen)*) fand, dass es den meisten Armen auch sogar an der blossen historischen Erkenntnis göttlicher Wahrheiten fehlte, und errichtete, um solcher Unwissenheit vorzubauen, unter tatkräftiger Beihilfe frommer Menschenfreunde zwölf Armenschulen. Diese bestanden bis 1778, wo sie mit den Parochialschulen vereinigt wurden. Als sich diese Verquickung nicht bewährte, wurden im Jahre 1790 die Armenschulen wiederhergestellt. Neben diesen waren im Laufe des 18. Jahrhunderts einzelne Armenschulen auf Grund besonderer Stiftungen entstanden.
Am 28. Oktober 1827 wurde die 1. (jetzige 11.) städtische Volksschule eröffnet.
1901 waren bei 1901567 Seelen 249 Gemeindeschulen mit 4842 Klassen und 212 495 Schülern vorhanden.
Möge die Volksschule auch ferner zum Heile unseres Gemeinwesens und unserer Bevölkerung gedeihen.
XIII. Monatshefte der Comenius-Gesellschaft. Deutsche Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Herausgegeben von Ludwig Keller. Xll. Bd., 3. und 4. Heft 1903 enthält, wie Sie ersehen wollen, auf S. 116 eine sehr freundliche Erwähnung der diesseitigen Mitteilungen über Comenius. Brandenburgia XI, 1902, S. 79 ff.
Der gelehrte Herausgeber veröffentlicht gleichzeitig einen Artikel: „Die Anfänge der Renaissance und die Kultgesellschaften des Humanismus im 13. und 14. Jahrhundert“ (S. 76—102), der auch für unsere Heimat nicht ohne Interesse ist.
Desgleichen überreicht Herr Geheimrat Dr. L. Keller eine Sonderschrift der Comenius-Gesellschaft: Comenius und die Erziehung des Menschengeschlechts. Ein Lebensbild von Johann Friedrich Herder. Nebst einem Vorwort. Herausgegeben von Dr. Ludwig Keller. (Berlin 1903.) Auch dieses klassische Schriftchen empfehle ich Ihrer Betrachtung.
„Drei grosse deutsche Männer sind es (sagt Keller), die für die Verbreitung der Anschauungen und für die Wacherhaltung des Andenkens
*) Herr Fischer bemerkt hierzu S. 5: Über seine Stellung in der Geschichte
der Pädagogik wird in Bd. XXVI der Monumenta Germaniae Paedagogica (Kvacala, Pie pädagog. Reform des Comenius u. s. w.) ausführlicher berichtet werden.