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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Der Herr Verfasser, welcher der Brandenburgs durch seine eingehenden Studien über Cüstrin: „Cüstrin seit 100 Jahren“ und Brand. X, S. 270, auch durch seine Tätigkeit in dem freudig erblühten Verein für die Geschichte Cüstrins, auf das vorteilhafteste bereits bekannt ist, hat zwei der interessantesten Kapitel gewählt. Der Aufenthalt des Grossen Kurfürsten dauerte vom 4. Mai 1627 bis zum Oktober 1633, dann ging er nach Stettin und 1634 über Berlin nach den Niederlanden, um dort akademischen Studien obzuliegen.
Die in der Historia Marchica des Hofhistoriographen Schokius vorgebrachte bekannte Geschichte, wonach unter dem Bett des damals 10jährigen Prinzen ein etwa 18jähriger mit einem Dolch bewaffneter, vom Kanzler Graf von Schwarzenberg angestifteter Meuchelmörder von dem französischen Kammerdiener Daniel entdeckt worden sei, hält Berg für Erfindung. Daniel möge den ganzen Hergang selbst inszeniert oder gar ersonnen und um seine Verdienste ans rechte Licht zu setzen, dem jungen Prinzen, der eine lebhafte Einbildungskraft besass, so oft erzählt haben, bis dieser schliesslich selbst daran glaubte.
Interessanter ist das zweite Kapitel: Die Gefangenschaft Friedrichs des Grossen in Cüstrin vom 4. September 1730 bis 26. Februar 1732. Reinhold Koser hat denselben Gegenstand unlängst behandelt. Bergs Arbeit unterscheidet sich hiervon dadurch, dass sie mit Recht mehr für die Ortskunde wichtige Tatsachen bringt, vor allem aber dadurch, dass sie die beiden Fragen, welche Koser offenlässt, beantwortet: Hat
Friedrich die Hinrichtung Kattes gesellen? und wo ist Katte hingerichtet worden?
Die Exekution an Katte ist bei der Wache auf dem Walle über der Mühlenpforte vollzogen worden, hinter der alten markgräflichen Kanzlei, die sich am nordwestlichen Ende der Kietzerstrasse befand, wo jetzt das Haus Nr. 188 steht. Katte empfing den Todesstreich durch das Schwert des Seelower Scharfrichters Coblentz. Friedrich hat dem Akte, wie Berg überzeugend erweist, zugesehen.
Verfasser schliesst S. 86: „Die Jugendgeschichte sowohl des
Grossen Kurfürsten als auch Friedrichs des Grossen, soweit sie in dieser Schrift behandelt ist, bestätigt wieder einmal die Wahrheit des alten Bibelwortes: „Es ist ein köstlich Ding einem Manne, dass er das Joch
der Jugend trage.“ Die Jugend des Kurprinzen Friedrich Wilhelm fällt in die Stürme des dreissigjährigen Krieges hinein; fern dem Elternhause wuchs er unter Entbehrungen zum Jüngling heran. Dieses zwar hat der Kronprinz Friedrich nicht gekannt; aber er war nahe daran, sittlich unterzugehen. Da führte ihn die äusserste Strenge, ja Härte des Vaters auf den rechten Weg zurück.“
Die. Schrift ist schon vor 1 1 2 Jahren in einzelnen Artikeln in der Frankfurter Oder-Zeitung erschienen; Verfasser hat sie jetzt, bei der