Heft 
(1903) 12
Seite
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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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darauf die erstmalige Besichtigung des Grabes. Es wurde in einer, ein längliches Rechteck darstellenden Steinkiste ein sitzendes Skelett, den Rücken an die nach Nordost liegende Schmalseite gelehnt, gefunden, die Kniee waren etwas zusammengezogen, ein kleines, napfartiges Tongefäss stand vor den Füssen. Das Grab war mit gelbem Sand gefüllt, der sich auf dem Hügel und in der Nähe nicht vorfindet und daher bei der Bestattung von weiter her geholt sein muss. Die Durchsuchung des Grabes geschah nur oberflächlich. Das Skelett wurde in seiner Lage belassen, der Sand wieder behutsam hineingeschüttet und die Decke wieder aufgelegt. Später ist es dann noch einmal auf Veranlassung des Herrn von Arnim geöffnet, und, wie mir versichert wurde, auch diesmal nichts vom Inhalt genommen. Indessen müssen doch noch spä­terhin, und zwar unbefugt, Nachgrabungen stattgefunden haben, denn ich fand am 7. ds. Ms. bei der genauen Durchforschung des Grabes, welche auf Veranlassung und im Beisein des Herrn von Arnim erfolgte, zwar noch die Steinkiste wohl erhalten vor, nicht aber mehr die Deck­platte, das Skelett hatte seine ursprüngliche Lage eingebüsst, war auch nicht mehr ganz vollständig, u. a. fehlte vom Schädel der Kiefer, von dem Tongefäss fand ich nur noch Scherben vor, glatte, ohne jedes Or­nament, Ton mit Quarzkörnern durchsetzt, Farbe rotbraun.

Das Grab gehört der jüngsten Form der steiuzeitlichen Gräber an, die Längsplatten sind 105 cm lang, 60 cm hoch und ca. 10 cm dick, die Querplatten 65 cm lang, 6062 cm hoch und ungefähr 10 cm dick. Eine Unterplatte war nicht vorhanden, das Skelett hat auf dem ge­wachsenen Boden gesessen. Die Deckplatte bestand, wie mir Herr Greiser, den ich in Melzow behufs näherer Information aufsuchte, ver­sicherte, aus 2 Stücken, einem kleineren und einem grösseren; sie ist wohl beim Pflügen hinderlich vom Hügel entfernt und zerschlagen worden. Die 4 Seitenplatten waren, wie die vorstehende, zur Orientie­rung unserer Leser beigefügte Zeichnung ergiebt, fast eben, gleichmässig stark und sind von einem grösseren grauen Granitblock abgespalten. Da sie beinahe fest aneinander passten, fehlten auch die kleineren Stein­spaltstücke zum Ausfüttern der 4 Ecken. Das Skelett und besonders der Schädel wurde sofort sorgfältig zwischen Häcksel in eine Kiste ver­packt; es wird, sobald die Knochen an der Luft erhärtet sind, von Herrn Dr. Schurnann-Löcknitz genau untersucht und gemessen werden. Im Grabe fand ich noch einige bearbeitete Feuersteinsplitter. Ob sonst noch Bemerkenswertes in demselben vorhanden, wird die Durchsiebung des ausgeworfenen Sandes ergeben, welche Herr von Arnim freundlichst am nächsten Morgen veranlassen wollte. Wahrscheinlich ist mir das nicht, denn in dieser Zeitperiode fehlen den Gräbern die Beigaben, als Werkzeuge aller Art, fast immer. Man glaubte bereits, dass der Tote für diese Geräte des täglichen Lebens keine Verwendung mehr habe.