Heft 
(1903) 12
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(2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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an dem linken Ufer der Ucker, denn in diesem fruchtbaren Gebiete fin­den wir eine Anhäufung von steinzeitlichen Gräbern, Gräbern unserer ältesten Ahnen, wie nur sonst in wenigen Gegenden. Yon Suckow im Süden, über Pinnow, Sternhagen, Charlottenhöhe, Schapow, Dedelow, Jagow bis Stolzenburg bei Pasewalk ziehen sich diese Gräber nach Norden, um an dem letzteren Orte ihr Ende zu finden. Nicht allein die Gräber der ältesten Art, die grossen über der Erde angelegten Megalith­gräber oder Dolmen (Trebenow, Dedelow), finden sich hier, auch die grossen unterirdischen und kleinen Steinkisten, auch grössere Gräber­felder, bei denen zahlreiche Skelette nebeneinander in blosser Erde be­stattet sind, begegnen wir da. Mit einem Worte, es tritt uns aus der Steinzeit da eine verblüftende Mannigfaltigkeit von verschiedenen Gräber­formen, von Gefassen und Steinwerkzeugen der verschiedensten Form entgegen. Es kann diese Verschiedenheit auch nicht Wunder nehmen, w r enu man bedenkt, dass die Steinzeit mindestens ein Jahrtausend ge­währt, und dass in dieser Zeit natürlich eine reiche Entwickelung von den einfachsten bis zu den vollkommensten Formen stattgefnnden hat. Es haben sich da grosse Entwickelungsperioden abgespielt, die im ein­zelnen kennen zu lernen die Aufgabe der Altertumswissenschaft ist. Ein gut Stück sind wir in dieser Beziehung wieder durch diese Aus­grabung gefördert worden. Die Grabanlage sowie die Form der voll­kommen unverzierten Gefässe beweist, dass dieselben dem Ende der Steinzeit angehören und dass also auch die schönen Lanzenspitzen nicht in eine frühe Periode der Steinzeit, sondern ganz an das Ende der­selben zu stellen sind. Steinzeitliche Gräberfelder sind in Norddeutsch­land überhaupt selten und das Gräberfeld von Jagow stellt sich den Gräberfeldern von Hammelstall bei Brüssow und Schwedt als jüngstes würdig an die Seite.

Die Gräber von Jagow werden etwa in das Ende des 111. Jahr­tausends vor Christo zu setzen sein. Dass dieselben nicht weiter zer­stört, sondern der altertumswissenschaftlichen Forschung nutzbar ge­macht wurden, ist der Güte des Herrn B. von lloltzendorff- Jagow zu danken, der durch die sofortige Mitteilung an den Museumskustos sein lebhaftes Interesse für die Sache bewiesen hat. Ihm sei namens des Vereins auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.

(Vgl. auch Prenzlauer Zeitung vom 12. Mai Nr. 110 und vom 24. Mai 1908 Nr. 120.)

XXL Herr Kustos Buchholz, unter Vorlagen:

1. Ein in der Kochstrasse bei Beseitigung eines unter der Erde liegen gebliebenen Fundaments gefundenes Grundstein-Dokument er­innert an die Entstehung dieser Strasse.

Vor dem Jahre 1825 bestand zwischen der damaligen Königsbrücke