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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
und der Spandauer Brücke keine Verbindung von Alt Berlin mit dem neueren Stadtteil jenseit des Königgrabens. Je mehr sich die äusseren Stadtteile entwickelten, desto grösser wurde das Bedürfnis nach einer solchen Verbindung, die durch den bei der Erbauung der Festungswerke unter dem grossen Kurfürsten angelegten und bei Niederlegung der Festungswerke um 1750 neu regulierten Königsgraben gehindert war.
Im Jahre 1825 entschlossen sich zwei an solcher Verbindung besonders interessierte Männer, der Baukondukteur Roch und der Justizrat Kunowski, auf ihren an beiden Seiten des Königsgrabens im Zuge der Dragonerstr. gelegenen Grundstücken eine solche Verbindung herzustellen, indem sie mit Bewilligung des Polizeipräsidiums zugleich eine Brücke über den Königsgraben erbauen liessen.
Diese Brücke erhielt dann den Namen „Kunowski Brücke“ und der ganze Durchbruch „Rochstrasse“. Für die Benutzung dieser Passage wurde ein Brückenzoll erhoben: die betr. Tariftafel belindet sich im Märk. Museum.
Die vorliegeneen beiden Aquarelle von 1880 geben Ihnen ein ziemlich vollständiges Bild der ganzen Rochstrasse einschliesslich der Brücke.
Anf der einen, nach der Münz- und Dragoner-Strasse hin gerichteten Ansicht sehen Sie im Vordergründe die Brücke, weiter links den Garten und die beiden von Roch erbauten Häuser. In den Fundamenten des vorderen derselben wurde jetzt in einer Bleikapsel neben einigen Scheidemünzen von 1822 diese Kupfertafel gefunden mit der Inschrift:
„Der Grundstein zu diesem Gebäude wurde von dem Erbauer desselben, Joli. Alb. Roch in Begleitung seines Freundes I. M. Manch am 5. Novbr. 1823 gelegt“.
Das zweite Bild giebt eine Ansicht der Rochstrasse nach der „Neuen Friedrichstr.“ hin. Man sieht rechts den Garten der Gesellschaft der Freunde, dann die Zollerhebestelle mit der Tariftafel und die Durchfahrt unter dem Hause an der neuen Friedrichstr.
Als zu Anfang der 1880 er Jahre wegen des Baues der Stadtbahn der Königsgraben zugeschüttet wurde, verlor auch die Rochstrasse ihre Originalität. Sie wurde erweitert und modern reguliert, wobei die Fundamente des Hauses, auf welches sich die Grundsteintafel bezieht, fast in der Mitte der Strasse liegen blieben. Diesjährige Kanalisationsarbeiten in der Strasse führten zur Wiederauffindung des Fundaments und beim Durchbruch desselben fand sich die Bleikapsel mit dem Inhalt.
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