Heft 
(1903) 12
Seite
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5. (2. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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bestehend aus zwölf Blättern und einem Textbogen liegt hier zur An­sicht vor; sie kostet 10 M. und wird den Mitgliedern der Brandenburgia für 9 M. geliefert. Man kann sagen, dass die Bilder handlicher und bequemer, ja sogar besser sind, wie die noch erhältlichen Originale.

XX1I1. Herr Professor Dr. Galland:

Die alten Wandgemälde, die ehemals einen Erdgeschosssaal im früheren v. Podewilsschen Palais in der Klosterstrasse schmückten, später neu aufgespannt wurden, um einem Saal im Hauptgeschoss desselben Gebäudes einverleibt zu werden, sind von mir, im Aufträge des Herrn Geheimrats Friedei, im Rathause besichtigt worden, wo sie provisorisch untergebracht sind; hoffentlich erhalten sie künftig einen angemessenen Platz, würdig der Absicht ihres ersten Besitzers, des Staatsministers von Podewils, der seine Residenz neben der Parochial- kirche, den von .17011704 von Jean de Bodt für Hofrat Rademacher gebauten Palast, im Jahre 1732 erwarb und alsbald im Innern verändern und ausschmücken liess. Zweifellos sind auch besagte in Ölfarben auf Leinwand ausgeführte Malereien in diesem Zeitabschnitt, der bis gegen 17(50 reichte, entstanden. Jener Bildersaal, der längliche Grundform besitzt und an den Unterteilen der Wände mit Holzpaneelen verkleidet ist, zeigte uns drei der Wände bis zum Sims mit im ganzen 11 Gemälden bedeckt. Jede der beiden Langwände^entlnelt ausser drei kleineren Bildern eine grosse Darstellung eine Sommerlandschaft von 3,72 in und eine Winterlandschaft von 2,80 m Breite. Die Schmalwand dagegen erhielt zu beiden Seiten der Tür je eine mittelgrosse Schilderung von 1,85 m Breite. Die drei Türen dieser Wände wurden von drei Supraporten be­krönt, während drei der übrigen kleineren Bilder zwar die volle Höhe der Wand besitzen, aber sehr schmal sind, das vierte allein eine Breite von 1,50 m aufweist.

Mit Ausnahme einer Supraporta, die uns Aphrodite, von Kinder­genien umgeben, schwebend, ferner Eros und die drei Grazien im Vorder­gründe zeigt, knüpfen die andern Bilder sämtlich an gesellige Vorgänge an, die in Verbindung mit der landschaftlichen Natur des Sommers und Winters geschildert werden und zwar, dem Wesen jener Zeit entsprechend, idealisierend. Es ist hier das übliche Thema der Maler des Rokokos, bekannt unter dem Titel der Amüsements der höheren Stände, behandelt. Mit Tanz und Ballspiel, Musik, Gondelfahrten, Liebes- und Tafelfreuden, Schlittschuhlaufen u. dgl. hat der unbekannte Künstler verschiedene landschaftliche Szenerien belebt; letztere sind ihm ohne Frage das wichtigste gewesen, die Figuren, die teilweise ziemlich roh gemalt sind, nur Staffage. Selbst ein brennender Kammin, an dem sich ein einsamer alter Herr wärmt, seinen Kaffee trinkt und eine lange Tonpfeife raucht, ist von dem Maler auf eine freie Terrasse gesetzt worden.

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