238 Dr. Max Fiebelkorn, Die Tone des norddeutschen Flachlandes etc.
naviens krönten, zu veranlassen, in die Tiefen der Täler vorzndringen, und sich radial nach Osten, Süden und Westen vorzuschieben.
Die vorrückenden Eismassen brachten unter sich das Material mit, welches sie bei ihrem Vorrticken aufwühlten und in sich aufnahmen. Sie alle kennen dieses Material, welches uns in Gestalt des Geschiebemergels z. B. in den Mergelgruben der Umgebung von Berlin sichtbar ist. Es zeigt sich als eine graublaue oder braungelbe Masse mit mehr oder weniger zahlreichen darin lagernden an den Ecken und Kanten abgerundeten, auf den Seitenflächen häufig geschliffenen und geschrammten Steinen, die man mit dem Namen Geschiebe, Findlinge oder erratische Blöcke zu bezeichnen pflegt. Ein Forscher hat den Geschiebemergel seines Aussehens wegen sehr richtig mit einem Kuchenteige mit Rosinen verglichen.
Ehe die Eismasse die Ostsee überschritten hatte und nach Norddeutschland vordrang, sandte sie vor sich her die Gletscherbäche, welche ihren Ursprung dem durch die Sonne abschmelzenden Eise verdankten. Diese Gewässer laugten aus dem Geschiebemergel die feinen Tonteilchen aus und nahmen sie auf ihrem Laufe mit sich fort. Als sie in dem norddeutschen Flachlande, ankamen, stiessen sie auf zahlreiche Seeen, welche sich aus früheren Zeiten her noch erhalten hatten und eine kleine Molluskenfauna enthielten. Beim Einfluss in diese Seeen wurde der Lauf der Gletscherbäche naturgemäss erheblich verlangsamt, und wie der Bodensee das Absatzbecken für die Sinkstoffe des Rheins darstellt, so wurden diese Seeen das Ruhebett für die in den Gletscherbächen enthaltenen feinen Ton- und Sandteilchen. Der feine Abhub sank zu Boden und bildete Bänkchen, in denen fortgesetzt feiner Sand und Ton in Wechsellagerung traten, je nachdem die Strömung des Baches etwas stärker oder schwächer wurde. In den Ton- und Sandschichten blieben Reste der Molluskenfauna zurück, und so finden wir in der Umgebung von Berlin bei Glindow und anderswo z. B. zahlreiche Exemplare der als Paludina diluviana bekannten Schnecke eingebettet. Die Wechsellagerung der Tone mit Sandschichten verleiht den Grubenprofilen ein bänderartiges Aussehen. Die Tone heissen daher Bändertone. Sie sind die ersten Tone, .welche in der Diluvialzeit zum Absätze kamen.
Langsam aber unaufhaltsam rückte das Eis unterdessen weiter nach Süden vor und schleppte den Geschieberaergel in grossen Massen mit sich. Derselbe legte sich auf die Bändertone, wo dieselben zum Absätze gekommen waren, und bildete die erste oder untere Grundmoräne. Das Eis muss in dieser ersten Eiszeit viele Jahre im norddeutschen Flachlande gewesen sein. Die gesamte Tierwelt mit Ausnahme der erwähnten Molluskenfauna, ganz besonders aber die grossen Säugetiere, wurden durch dasselbe nach Süden gedrängt und eine Todesstille muss damals im norddeutschen Flachlande geherrscht haben.