242 Dr. Max Fiebelkorn, Die Tone des norddeutschen Flachlandes etc.
alle schon in den bekannten Zementfässern vor Neubauten aufgestapelt gesehen haben. Dieses Baumaterial sieht überaus unscheinbar aus, und nur die wenigsten wissen, welche Mühe es macht und welche jahrelangen Erfahrungen gesammelt werden müssen, um den Portlandzement herzustellen. Ich will Ihnen heute Abend in kurzen Worten den Werdegang dieses Baumaterials schildern.
Portlandzement wird aus Kalkstein und Ton hergestellt. Man kann den Kalkstein auch durch Kreide ersetzen, doch will ich jetzt nur den harten Kalkstein in Berücksichtigung ziehen. Zunächst ist nötig, aus den Grundmaterialien Kalk und Ton eine möglichst gleiclimässige Mischung herzustellen. Zu diesem Zwecke muss man in allen Fällen eine Zerkleinerung der Rohmaterialien vornehmen und mit grosser Sorgfalt darauf achten, dass die maschinelle Einrichtung der Portlandzementfabrik den jeweiligen physikalischen Eigenschaften der zu verarbeitenden Rohmaterialien genau angepasst werden. Von der recht feinen Zerkleinerung und möglichst innigen Mischung von Kalk und Ton hängt die Güte des Fabrikats in erster Linie ab.
Zur Herstellung der erwähnten Mischung bedient man sich neben dem Nass- und Halbnass-Verfahren, die ich hier beide ausser Acht lassen will, des Trockenverfahrens. Nachdem Kalk und Ton in einem bestimmten Verhältnisse miteinander gemischt und zu staubfeinem Pulver zerkleinert sind, wird das erhaltene Rohmehl mittels geeigneter Tonschneider und Pressen in ähnlicher Weise verziegelt, wie der Ton bei der Ziegelfabrikation. Die erhaltenen Rohziegel werden getrocknet und dann in besonderen Öfen bis zur Sinterung, das heisst beginnenden Schmelzung gebrannt. Das aus dem Ofen kommende Produkt, eine äusserst harte schwarzgrünliche Masse, nennt man Zementklinker. Nach dem Abkühlen zerkleinert man sie zu staubfeinem Mehl und lässt das so gewonnene Produkt als Zement in Fässern oder Säcken die Reise in die Welt antreten.
Ein Gang durch die vielen von Ihnen wenigstens dem äusseren Aussehen nach bekannte Portlandzementfabrik vormals R. Guthmann & Jeserich in Rüdersdorf, jetzt der Aktiengesellschaft „Adler“ gehörig, wird Ihnen die Fabrikation des Portlandzementes näher erläutern. (Fig. 3-7.)
Wer von Ihnen schon einmal nach einer Fahrt über Fredersdorf auf dem Bahnhofe Rüdersdorf angekommen ist, hat dort in unmittelbarer Nähe desselben einen stattlichen Gebäudekomplex gesehen, der schon von weitem zeigt, dass dort eine grosse industrielle Anlage ihre Stätte gefunden hat. In kaum fünf Minuten ist die Fabrik erreicht, dei'en Bahnanschluss auf dem Bahnhofe Rüdersdorf ausmündet, und die den weiteren Vorteil hat, dass sie unmittelbar an einem schiffbaren Kanal liegt. Bereits im Jahre 1884 wurde dort eine Zementfabrik er-