Heft 
(1903) 12
Seite
241
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Dr. Max Fiebelkorn, Die Tone des norddeutschen Flachlandes etc. 241

Verbindungen in Oxydhydrat - Verbindungen und färbten auf diese Weise die bisher blaugraue Masse in eine braungelbe um. Gleichzeitig löste die in den Sickerwässern enthaltene Kohlensäure den Kalk des Geschiebemergels und führte auch die tonigen Teilchen nach unten. Auf diese Weise entstand in den oberen Horizonten des Geschiebemergels der Lehm, der nach unten hin in lehmigen Mergel und nach oben hin in sandigen Lehm und lehmigen Sand überging. Wurden die Kalk- und Tonteilchen des Geschiebemergels vollkommen ausgewaschen, so blieben sandige Schichten mit zahlreichen Geschieben zurück, welche in der Geologie als Decksande bekannt sind. In den Tälern dagegen gruben sich die Schmelzwasser des zurückgehenden Eises in Gestalt grosser von Osten nach Westen verlaufender Flüsse ihr Bett. Hiermit war die Diluvialzeit beendet. Wir haben in ihr folgende Tone kennen gelernt:

1. In der Voreiszeit den Bänderton.

2. Tn der Zwischeneiszeit Tonlager.

fi. In der Nacheiszeit den Lehm, der nach unten in Mergel, nach oben in Sand übergeht.

Unter den diluvialen Tonen liegen die der Tertiärzeit, deren ich nicht besonders Erwähnung tun will, die Ihnen aber von Hennsdorf, Buckow, Freienwalde u. s. w. genügend bekannt sind.

Auf die Diluvialzeit folgte die Alluvialzeit, in der wir uns noch heute befinden. Auch ihr verdanken eine Reihe von Tonlagern ihre Ent­stehung, so besonders zahlreiche Wiesentonlager, die Schlickabsätze an den Mündungen unserer grossen Flüsse und dergleichen.

Die Tone des norddeutschen Flachlandes finden zu besonderen Zwecken Verwendung, in erster Linie zur Herstellung von Ziegeln. Wie Sie wissen, zeigt sich im norddeutschen Flachlande nur sehr selten an­stehendes Gestein, so dass sich die Bewohner des Flachlandes schon frühzeitig damit beschäftigen mussten, anstelle der natürlichen Gesteine künstliche gebrannte Steine, das heisst Ziegel, herzustellen, und ihre Häuser und Kirchen daraus zu bauen. In welcher grossartigen Weise dies im Laufe der Jahrhunderte geschehen ist, davon legen die noch vorhandenen mittelalterlichen Bauten norddeutscher Backsteingotik und -Renaissance Zeugnis ab. Bei der verhältnismässig kurzen mir zu Gebote stehenden Zeit möchte ich heute Abend davon absehen, auf die Ziegelfabrikation und ihre Geheimnisse weiter einzugehen, will aber doch nicht unerwähnt lassen, dass es nicht ganz so einfach ist, einen Ziegel herzustellen, wie es gewöhnlich aussieht, und dass eine grosse Reihe praktischer Erfahrungen dazu gehört, um einen wirklich brauchbaren und wetterbeständigen Verblender oder Dachziegel anzufertigen.

Tu zweiter Linie benutzt man die Tone des norddeutschen Flach­landes, soweit sie für diesen Zweck überhaupt brauchbar sind, zur Her­stellung des Portlandzementes, eines grüngrauen Pulvers, welches Sie