Heft 
(1903) 12
Seite
289
Einzelbild herunterladen

7. (5. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres,

289

Den Mittelpunkt desselben bildet der Rosengarten. König Friedrich Wilhelm IV. wollte hier ein grosses Schloss errichten und an der Stelle des heutigen Rosengarten sollte sich eine prächtige Gartenanlage aus­breiten, in der Blumen, Büsche und Bäume sich terassenförmig über­einander auf bauen sollten wie ein grosser Zirkus. An der einen Schmal­seite der Anlage befindet sich das sog. Stibadium, ein Ruheplätzchen, dessen Mittelpunkt eine Fontäne ist, die von Bänken umgeben wird, während nach aussen vier hohe Säulen das Ganze abschliessen. Es war das eine Lieblingsstelle des Königs Friedrich Wilhelms IV.

Durch die herrlichen Anlagen mit ihren Rasenflächen und Gebüschen führte der Weg zurück zum Schlösschen Charlottenhof und zwar zu seiner Rückseite. Diese zeigt erst die eigentlichen italienischen Formen, und über der Eingangstür befindet sich ein kleines Vordach, das von vier Säulen getragen wird. Vor der Front breitet sich eine kleine Terrasse aus, die von einer Säulenhalle und einer runden Bank mit hoher Lehne, einer sog. Flüsterbank, abgeschlossen wird, während ihre Böschung mit hübschen Blumenstücken verziert ist.

Noch weiter in den Park hinein liegen die Römischen Bäder. Sie sind eine treue Nachbildung der Villa des Glaucus mit Atrium, hnpluvium, Thermen und Vivarium. Ihr Inneres beherbergt eine grosse Anzahl von Kunstschätzen aller Art. Es mögen hier nur die folgenden aufgezählt werden: eine kostbare Wanne, ein Geschenk Kaiser Nicolaus, und mehrere Marmorbildwerke wie das Liebespaar am Brunnen, die Statuen des Apollo und des Bachus, vier Karyatiden und eine Nach­ahmung der Alexanderschlacht, deren Original im Pompeji aufgefunden worden war. Auch diese Anlage ist von Friedrich Wilhelm IV. ge­schaffen worden. An die antike römische Villa liess er ein modernes Gärtnerhäuschen anbauen, um den Eindruck der Wirklichkeit noch zu erhöhen, da ja in Italien Antikes und Modernes nachbarlich neben­einander sich finden.

Immer tiefer führt der W r eg in die Anlagen hinein. Das nächste Kunstwerk ist das Japanische Häuschen, ein Rundgebäude im Barock­stil mit Säulen, das von Friedrich dem Grossen erbaut wurde, nachdem er mit China Handelsbeziehungen augeknüpft hatte. Die Säulen sind stilisierte Palmen, und neben ihnen sind Sandsteinfiguren angebracht, welche chinesische Musiker mit ihren Instrumenten vorstellen. Auf der Kuppel endlich thront ein Chinese aus getriebener Bronze. Im Innern befindet sich ein schöner Saal mit Dekorationen, die Aftenbilder dar­stellen, so dass er von Friedrich dem Grossen der Affensaal genannt wurde und ihm häufig als Speisezimmer diente.

Diese Baulichkeiten liegen in der südlichen Hälfte des grossen Parkes, welche durch die grosse O-W gerichtete Hauptallee abgeteilt wird. Die grosse Hauptallee ist 2000 m lang und in ihr sind mehrere Rondels