Heft 
(1903) 12
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7. (5. ausserordentliche) Versammlung des XIT, Vereinsjahres.

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rieh der Grosse hatte vergebens versucht durch Kuustmühlen, die er auf einer Insel des Schaafgrabens hatte erbauen lassen, das Wasser bis in das Bassin zu drücken. Erst im Jahre 1844 wurde dies möglich, nachdem man an der IlaVel, dem Neustädtischen Tore gegenüber, ein Maschinenbaus in Gestalt einer Moschee erbaut hatte.

liier vor dem Schloss teilte sich die Gesellschaft; die eine Hälfte begab sich zum Kaffee Blume, während die andere die Räume des Schlosses durchwanderte. Auch wenn man diese Räume schon wieder­holt besucht hat, so rufen sie doch immer von neuem wieder einen Schauer von Ehrfurcht hervor. Ganz besonders ist das in dem Sterbe- zimmer der Fall, wo das Marmorbild des grossen Königs steht.

Nachdem sich auch die zweite Hälfte der Gesellschaft im Kaffee Blume erfrischt hatte, wurde die Orangerie aufgesucht. Auch dieses Gebäude liegt auf einem Hügel. Es besteht aus einem Mittelgebäude und zwei Seitenflügeln. Das Mittelgebäude tritt zurück, so dass zwischen den Seitenflügeln ein viereckiger Hof entsteht, der durch eine Säulen­reihe begrenzt wird, und mit prächtigen Nadelhölzern bepflanzt ist. Vor der Säulenhalle auf der Terrasse steht die Marmorbildsäule König Friedrich Wilhelms IV. Der König ist dargestellt im Überrock und hält die Mütze in der herabhängenden rechten Hand. Das Mittelgebäude enthält den Raffaelsaal und mehrere Wohnräume, während die Flügel im Winter die Orangenbäume des Parkes aufnehmen. Auch dem Mittel­bau sind noch zwei Türme aufgesetzt, die durch eine Brücke verbunden sind. Auf den Türmen erläuterte Herr Dr. Netto die sich darbietende Aussicht. Auch das Innere des Schlosses wurde besichtigt. Die Mitte der Räume nimmt der Raffaelsaal ein mit 48 Kopien von Gemälden des grossen Künstlers nebst einigen Marmorskulpturen. Rings um diesen Saal gruppieren sich nun noch eine Anzahl von Zimmern, geschmückt mit Gemälden, Statuen und anderen Kunstgegenständen. Der Malachitsaal z. B. heisst so nach einem Tisch mit Schreibutensilien aus Malachit, das Bernsteinzimmer führt seinen Namen von einem Tisch, dessen Platte aus Bernsteinstücken besteht, die mit Bronze eingefasst sind. Endlich gibt es noch ein Schildpattzimmer.

Nachdem alle diese Kunstschätze genügend gewürdigt worden waren, wanderten wir durch die Anlagen der Stadt zu. Wir betraten die eigentliche Stadt vor dem freistehenden Jägertor und wandten uns nun links in die Mauerstrasse, die wir bis zum Nauener Tor verfolgten. Östlich vom Nauener Tor beginnt dasHolländische Viertel. Es heisst so wegen seines gleichförmigen und eigenartigen Charakters. Die Strassen sind mit Giebelhäusern aus roten Ziegelsteinen erbaut. Die meisten Däuser der Nebenstrassen besitzen nur ein Erdgeschoss und einen Oberstock; und nur in den Hauptstrassen gibt es höhere. Friedrich Wilhelm I. hatte in ihnen seine Soldaten untergebracht, und Friedrich