8. (6. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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mit Eiern belegt worden war. Weiter ist ein sehr lehrreiches Demonstrationsobjekt aufgestellt, das Herr Professor Eckstein geschaffen hat. Es hat den Zweck, den Nutzen und den Schaden zu erläutern, den einige Vögel wie Storch, Fischreiher u. a. stiften. Herr Prof. Eckstein hat den Mageninhalt vieler hundert Tiere untersucht und aus den Fundstücken die verzehrten Tiere festgestellt. Bei dieser Gelegenheit sprach unser Führer sich in ebenso origineller wie lehrreicher Weise über den grossen Zusammenhang in der Natur aus, wie es eigentlich Nutzen und Schaden nicht gibt, und dass es daher am zvveckmässigsten ist, wenn der Mensch möglichst wenig eingreift. Über der einen Tür dieses Saales ist der Kopf eines Rothirsches aufgehängt, dessen Haar vor Alter grau geworden ist.
Die Botanische Sammlung enthält eine grosse Anzahl von Bren- delschen Modellen, zahlreiche Spirituspräparate, eine Sammlung von einheimischen Gräsern, Früchten u. a., sowie mehrere Mistelsträucher, Missbildungen, Pilze u. s. w.
Nach der Besichtigung der Forstakademie wanderten wir durch die Stadt zu dem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt, der Rudolfseiche. Unterwegs machte Herr Prof. Eckstein gelegentlich auf die Überreste der Stadtmauer aufmerksam. Der Aufstieg zur Höhe beginnt hinter der Donopstrasse, wo eine sehr schöne Treppe auf den Rand des Plateaus hinaufführt. Von dem Punkte neben dem Rande hat man einen hübschen Blick auf die Stadt und die hinter ihr sich ausbreitende Landschaft. Der Aussichtspunkt liegt auf dem Südrand des „Thorn- Eberswalder Haupttales“ und die Stadt selber in der Talsohle. Hinter der Stadt hebt sich nun aber zunächst eine Terrasse heraus, auf welcher die Ebersvvalder Stadtforst steht. Diese Terrasse [ist eine höhere d. h. ältere Sohle des Tales, denn hinter ihr hebt sich noch der Südabhang der Uckermark als deutliche Böschung heraus, auf deren Kante man den Kirchturm des Dorfes Golzovv und eine Windmühle erblickt. Die Böschung ist der Südrand der Baltischen Endmoräne; hier lag der Eisrand längere Zeit fest, als die Abschmelzperiode des Inlandeises begonnen hatte, und die Schmelzwässer bahnten sich vor dem Rande einen Weg zur Nordsee. Die Sohle dieser Schmelzwasserrinne ist jene Terrasse. Und erst als der Eisrand noch weiter nach N. zurückgewichen war, konnten die heutigen Abfluss Verhältnisse mit ihrer W-O-Richtung sich herausbilden, ln der tieferen Sohle liegt der heutige Finowkanal, welcher mit dreizehn Staustufen von der Scheitelhaltung zum Oderbruch hinabfällt, und auf der Terrasse soll die neue Wasserstrasse Berlin-Stettin, die ein Stück des grossen Mittelland-Kanales bildet, entlang geführt werden. Diese neue Kanalverbindung wird alsdann an ihrem unteren Ende ein einziges grosses Hebewerk erhalten, ln dem Häusernest der Stadt überragt die alte Maria-Magdalenenkirche die übrigen Dächer, und
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