Heft 
(1903) 12
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8. (6. ausserordentliche', Versammlung des XII. Vereinsjahres.

in dem Walde, dicht vor der Terrasse taucht der Turm und das Schiff der St. Georgskapelle auf, die ehemals zu einem Hospital gehörte und jetzt als Petroleumlager dient.

Der Aussichtspunkt ist der letzte Ausläufer der Barnimhochfläche Wenige Schritte hinter ihm ist die Fundstelle, wo inan die Knochen des Urstiers gefunden hatte. Sie lagen in den obersten lehmigen Boden­schichten. Es ist das auffällig, weil bisher ähnliche Funde nur in Torfmooren gemacht worden sind.

Von dem Aussichtspunkte wanderten wir durch schönen Buchen­wald vorüber an dem Aussichtsturm unserem nächsten Ziele, dem Brunnen, zu. Der Boden ist vielfach uneben und zwar sind die regel­mässigen Wälle Dänenzüge, welche sich hier aufbauen. Auf dem Brunnen waren die Tische schon gedeckt. Während der Tafel brachte Herr Prof. Eckstein den Toast auf Seine Majestät aus, und Herr Geheimrat Friedei dankte den beiden Führern des heutigen Tages, dem Herrn Forstmeister Riebel und Herrn Prof. Eckstein für ihre Mühe. Den Schluss der Redner machte Herr Prof. Krause, der aus Greifswald herübergekommen war, mit dem Damentoast.

Nach Tisch wurde der Gang durch die Eberswalder Forst angetreten. Auf dem Wege erläuterte Herr Prof. Eckstein an zahlreichen Stellen die mannigfachen Einrichtungen und Gepflogenheiten, welche auf die Forstkultur bezug haben. Zunächst war der Wald ein Mischwald aus Buche und Kiefer, und diese Mischung wird absichtlich beibehalten. Wenn die grossen Kiefern herausgeschlagen werden, bleiben die Buchen für den Kiefernnachwuchs zurück und umgekehrt. Die Buche hält sich aber nur so lange als der Boden kalkhaltig ist, und auf dem Sandboden wächst allein die Kiefer. Die Kiefer ist unser bestes Nutzholz, sie gewährt die grösste Rente. Mitten im Walde steht die sog. Königs­kiefer, ein Baum, der 180 bis 200 Jahre alt sein mag. Er ist 35 m hoch und bis 30 m völlig klar. Er rührt her von dem sog. Überhal­tungsbetrieb, den man in der Neuzeit aufgegeben hat. Früher liess man bei Kahlschlägen einige Exemplare stehen, die dann aus der jungen Generation hoch herausragten. Man tut das jetzt nicht mehr, weil diese Stämme sich selten noch längere Zeit gesund erhalten. Weiterhin ist ein Versuchsfeld für fremde Holzarten, hauptsächlich Nadelhölzer ent­haltend, angelegt worden, um festzustellen, wie sich solche Holzarten bei uns bewähren. Ein anderes Versuchsfeld ist eingerichtet worden um den Einfluss der Waldstreu auf den Baumwuchs festzustellen. Zu dem Zweck hat man Parzellen abgeteilt; auf der einen wird nichts vom Boden entfernt, auf der zweiten nur die Streu, auf der dritten die Streu und das Gras und auf der vierten endlich alles bis auf den Boden- Alle zehn Jahre werden die Stämme auf ihren Zuwachs hin gemessen. Auch Luft und Licht spielen für das Gedeihen der Bäume eine grosse