Heft 
(1903) 12
Seite
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9 . (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

derabdruck, Berlin 1903. Iin Jahre 1874 flg. versuchte die Stadt das Wasser aus Tegeler Tiefbrunnen zu entnehmen, musste aber wegen der durch die Alge Crenothrix polyspora verursachten Verunreinigung davon Abstand nehmen und dafür die überaus kostspielige Wasserentnahme aus dem Tegeler und Müggel-See bewirken. Auch hier hat sich das Wasser allmählich so. verunreinigt, dass man auf das alte Verfahren zurückgegriffen hat, nachdem die Reinigung des Diluvialwassei-s mittels des Enteisenungs-Verfahrens gelungen ist. Die neuen Brunnen des Te­geler Wasserwerks sind in der Tegeler Forst angelegt und ziehen sicli in der Richtung auf Spandau in einer Reihe längs der Landstrasse un­weit des Ufers des Sees hin. Ausserdem sind die alten Schachtbrunnen in tiefe Rohrbrunnen verwandelt und wieder benutzt. So hat mau über 100 Wasserentnahmestellen unmittelbar aus der Bodentiefe zur Ver­fügung.

Sie liegen im ehemaligen Bett der alten Oder, das, wie alle Strom­täler der Diluvialzeit, von ganz gewaltiger Breite war, gebildet zur Auf­nahme der Gletscher-Abschmelzwässer. Es stand durch einen seitlichen Arm, in dem heut Oranienburg liegt, mit dem alten Weichseltal in Ver­bindung und vereinigte sich mit ihm in der Gegend von Havelberg. Diese Täler sind bis zu grosser Tiefe mit Sanden und Kiesen angefüllt, dem sogen. Taldiluvium. Letzteres vermittelt noch heut, obschon die Flüsse ihren Lauf vielfach verändert haben, die natürliche Entwässerung der Landschaften. Das Grundwasser wird darin überall schon in einer Tiefe von wenigen Meter angetroffen, und bei seiner kolossalen Aus­dehnung stellt das Taldiluvium einen vorzüglichen Grund Wasserträger dar. Unsere heutigen Flüsse und Seen sind nur armselige Rinnsale gegenüber ihren grossen Vorfahren.

Die Brunnen sind zum Teil bis zu 90 m Tiefe gesenkt worden, ohne dass man die Tertiär-Formationen erreichte. Häufig ist die für das untere Diluvium als Leitfossil charakteristische Schnecke Paludina diluviana Kunth aufgefunden. Proben hiervon sowie von Rentiergeweihen (Tarandus rangifer L.) sind in das Märkische Museum gelangt.

Die klare und kritische Darstellung des sachkundigen Verfassers wird durch übersichtliche Bohrregister und mechanisch-chemische Ana­lysen des Wassers unterstützt. Wir begrüssen diese wertvolle Be­reicherung unserer Heimatkunde gern auch in der Brandenburgs. Der Direktor der Städtischen Wasserwerke, Herr Baurat Beer, wird übrigens im Architektenverein hierselbst im November einen Vortrag über ein ganz verwandtes Thema, die beabsichtigte Wasserversorgung Berlins mit Giundwasser, sprechen. Wir werden Gelegenheit nehmen hierauf seiner Zeit einzugehen.

XVII. Starkduftende Pflanzen der Heimat. Herr Professor Dr. Eckstein, Yorsteher der Hauptstation des forstlichen Versuchs-