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9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Holstein mit Dänemark und Südsckonen verband; wir wissen auch, dass dieses Land alsbald nach seiner Eisbefreiung von den Menschen der jüngeren Steinzeit besiedelt wurde.“
Ich füge hinzu: also konnte man damals von unserer Mark bis nach Schweden und umgekehrt, ohne offenes Meer zu passieren, gelangen.
S. 15: „Uber dieses Land, dessen Bestehen bis in die sogen. Ancylnszeit reichte und nach den unter folgenden Berechnungen etwa noch vor 3000 Jahren existierte, brach nun die Katastrophe der Litorina- senkung ein.“*) G. hält übrigens dafür, dass dieselbe nicht in Gestalt einer einmaligen „Sintflut“ verlief, sondern langsam erfolgte, wie eben jede säkulare Senkung; die Zeit der Litorina-Senkung, welche 50 m betrug, ist, geologisch gesprochen, allerdings eine sehr kurze.
Der Yerf. versucht nun mit diesen geologischen Tatsachen die vorgeschichtlichen zu verbinden. Nachdem der alte Stanseeboden der heutigen nordöstlichen mecklenburger Heide' teilweise trocken und mit Heidekraut bewachsen, die flache Seeniederung bis ins Vorpommersche zu Sumpf und Moor umgestaltet war (S. 19), also in dem Abschnitt der postglazialen Zeit, die wir hier parallelisieren können mit der früheren Yoldia-Senkung oder wenigstens mit dem Beginn der folgenden Ancylushebung, hielt, so führt G. aus, der Mensch hier seinen Einzug. Er rückte alsbald weiter nach Norden und Osten. Nach Jahren gemessen sei also sein Erscheinen bei uns jünger, als in Schweden.**)
Eine Erinnerung an die Litorina-Senkung findet G. in der Sage von der erwähnten kimbrischen Flut. Geologisch fasst G. dies in folgender These S. 20 zusammen:
„Die Wohnplätze gelangten infolge der allmählichen Landsenkung in immer grössere Nähe des Meeres und wurden schliesslich von diesem überflutet. Dies dauerte Generationen hindurch, oft baute sich der Mensch wieder an demselben gefährdeten Ufer an und gewöhnte sich an den aussichtslosen Kampf mit dem andringenden Meere. Die plötzliche Flut, vor der sich nicht einmal die Reiter zu retten vermochten, ist eine Sintflut, durch Stürme verursacht, sie ist eine Begleiterscheinung der säkularen Senkung; was die langsame Senkung vorbereitet hatte, wurde mit einem Schlage ausgeführt: weite Strecken
*) Da nach den zuverlässigen Ermittelungen der Professoren Gustav Kossinna und Oskar Montelius das von mir untersuchte in der Brandenburgia wiederholt besprochene Königsgrab von Seddin, West-Priegnitz, um 1090 vor Christus zu setzen ist, aber bereits Eisengerät enthält, so müsste man annehmen, dass die damalige wahrscheinlich germanische Bevölkerung Zeuge der Litorina-Senkung gewesen sein könne. E. Fr.
**) Dem entgegen nimmt man bekanntlich die Entstehung und den Ursitz der germanischen Kasse jetzt in weiten Forscherkreisen in Süd-Schweden an (wo noch jetzt die „germanischsten“ Volkstypen Vorkommen) und von wo das Germanentum nach Süden und Südosten während der Steinzeit vordrang.