Heft 
(1903) 12
Seite
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0. (3.) ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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Landes wurden unter den Seespiegel begraben. Wo sich geschichtliche Überlieferung und geologische Tatsachen so evident decken, kann meiner Auffassung nach kein Zweifel obwalten, dass die Ereignisse der säkularen Senkung - in der Litorinazeit mit der cimbrischen Flut identisch sind.

113 v. Chr. traten die Cimbern als durch Seefluten vertriebenes Wandervolk auf.

Allein schon um 300 v. Chr. scheint eine Sage zu existieren, dass die Cimbern durch eine Flut vertrieben seien. G. setzt aber auch die Zeit 200 Jahre vor Aristoteles, 550 v. Chr., vielleicht unter Verwertung des Untergangs der Atlantis, etwa das Jahr 700 v. Chr., als Litorina- senkung d. h. etwa die Mitte der Bronzezeit, für die G. die Zeit von rund 1500 bis 500 v. Chr. annimmt, als möglich ein.

S. 22Sernander parallelisiert die Steinzeit mit der Ancyluszeit, die Bronze- und Eisen- mit der Litorinazeit. Demgegenüber stehen allerdings einige steinzeitliche Funde noch in Litorina-Ablagerungen, ebenso wie die BezeichnungSteinzeitmeer für Litorinameer im Osten, nämlich in Finnland. Dies kann man leicht so erklären, dass nicht die gesamte Bevölkerung auswanderte, sondern ein Teil zurückgeblieben war, der sich später nach Norden und Osten ausbreitete, dorthin die Steinzeit tragend, während damals im Süden und Südwesten schon die höhere Kultur Eingang gefunden hatte.

Soweit die scharfsinnigen und geistvollen Ausführungen des Rostocker Gelehrten. Ich pflichte ihm bezüglich der kimbrischen Fluten, dass sie sich noch in historischen Zeiten wiederholten und Auswanderungen in grossen Stil verursacht haben mögen, voll­kommen bei.

Dagegen halte ich die eigentliche Litorina-Periode für erheblich länger und mindestens bis in die älteste neolithische Zeit zurückreichend. Ich habe die Scrobicularia-Schichten*) bei Greifswald seit 1874 fast jährlich untersucht und daraus nur ältere neolithische Spuren, etwa gleichalterig denen der dänischen Kjökken­möddinger gefunden bezw. gesehen, also Steinbeile und Keile mit rhombischem [nicht rechteckigem] Durchschnitt, aus Horn und Knochen geschnitzte Geräte (Harpunen, Angelhaken und dergl.), dagegen keine Spur von Metall. Da nun, wie bereits zuvor von mir angedeutet, das Seddiner Königsgrab aus der Zeit jüngerer Mykene-Kultur (etwa 1000 v. Chr.) Ei sen enthält, so muss man ich wiederhole dies mit weit grösseren Zeiträumen bezüglich der Litorina-Periode rechnen.

*) Lebend kommt Scrobicularia piperata erst westlich vom Dars in der Ostsee und zwar gegen die Typen der westlichsten Ostsee, der Nordsee, des atlantischen Oceans, des Mittelmeeres und der Adria verglichen, nach meinen vielfachen Funden, nur in Zwergformen vor. Fr.