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0. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
für ein vom Urmenschen zugerichtetes eolithisches Werkzeug zu erklären.
Ich finde die Vorstellung verbreitet, als wenn die Eolithe sämtlich aus dem Tertiär, aus dem Miocän oder womöglich gar schon aus Ober-Oligocän stammen müssten; dies hat schon der beste Kenner der palaeolithischen und eolithischen Funde, Ru tot in Brüssel widerlegt. Die eolithisch bearbeiteten Feuersteine reichen vom Miocän durch’das Pliocän bis in das älteste Pleistocän, nach Rutot sogar bis zum Rückzug der ersten Vergletscherung, zuletzt mehr und mehr mit Palaeolithen vermengt, schliesslich von ihnen verdrängt.
Ich bin überzeugt, dass der Nachweis noch anderer Eolithe auf Rügen, welche Insel für den Norden Deutschlands den ältesten Sitz des Urmenschen und des ersten Auftretens der Kultur überhaupt bedeutet, ferner der Nachweis von Eolithen in Mecklenburg, Holstein usw., gerade wie der Nachweis noch weiterer Eolithen in der Provinz Brandenburg nicht lange mehr auf sich wird warten lassen. Die Herren Stratigraphen wollen es sich recht bald angelegen sein lassen, darüber nachzusinnen, wie sie den eolithischen Menschen mit der Natur- und Kulturgeschichte des nördlichen Deutschlands in Verbindung bringen, zum Frommen aller wissbegierigen Heimatkundigen.
Ich mache dabei auf die chronologische Parallele und Ähnlichkeit noch einmal aufmerksam: Die Eolithe gehören dem Tertiär
ihrer Entstehung nach an, aber sie kommen noch im Alt- Diluvium vor, dort vor der verbesserten Kultur allmählich verschwindend. Und die palaeolithischen Geräte, obwohl zweifellos dem Diluvium ihre eigentliche Entstehung verdankend, ziehen sich, vom Standpunkt der Kultur betrachtet, bis in das Alt-Alluvium (älteste neolithische Steinzeit) hinein.
So interessant und neu dies Kapitel auch für unsere branden- burgische Heimatkunde sein mag, so erlaubt die mir für heute Abend zugemessene Zeit und der mir für den heutigen Sitzungsbericht ver- stattete Raum doch kein weiteres Eingehen. Ich behalte mir weiteren Bericht an der Hand der Mitteilungen des Herrn Konservator Rutot und des Heidelberger Professors Herrn Dr. Klaatsch, der sich dei' Sache mit wahrem Feuereifer, unterstützt durch sehr umfangreiche Forschungsreisen, annimmt, für die Oktobersitzung vor.
Zum Schluss will ich mir nur noch den Vorschlag erlauben, dass die Ausdrücke Litorina-Senkung, Litorina-Periode, Litorina- Ablagerung, Litorina-Schicht usw. mit Scrobicularia-Senkung, -Periode, -Ablagerung, -Schicht usw. vertauscht werden mögen. Das eigentliche Leitfossil sind nicht die Schnecken Litorina litorea