Heft 
(1903) 12
Seite
333
Einzelbild herunterladen

9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

333

und rudis sondern die zahllosen Schalen der Muschel Scrobicularia piperata, denn es gibt in dieselbe Zeit fallende Scrobicularien- Schichten von der neuvorpommerschen Küste (Greifswald, Zingst, Prerow) in denen die Litorinen nur selten oder gar nicht beobachtet werden. Scrobicularia ist also typischer und charakteristischer als Litorina, und deshalb sollte die betreffende geologisch und kultur­geschichtlich so wichtige Ablagerung auch nach dem eigentlichen Leitfossil Scrobicularien-Schicht genannt werden.

D. Kulturgeschichtliches.

XXII. Kalenderschau auf 1904. Vier beachtenswerte Kalender möchte ich Ihnen vorlegen.

a) Der Kote Adler. Brandenburgischer Kalender für 1904 herausgegeben von u. M. Robert Mielke. Der stattlichste Kalender unter den vieren, mit trefflichen Illustrationen zu den einzelnen Monaten und einem nichtweniger hervorragend bildlich ausgestatteten Aufsatz: Aus der Frühzeit märkischer Kunst (Marienkirche auf dem Harlunger Berg, Domkrypta und Godehards Kirche zu Brandenburg, Klosterkirchen zu Zinna und Lehnin, Schloss Grimnitz, Schloss Eisenhardt, Torturm zu Holiennauen, Quitzowsclies Glasfenster zu Kuhsdorf u. s. w.)

b) Der Berliner Kalender herausgegeben vom Verein für die Geschichte Berlins enthält wiederum wertvolle Beiträge, u. a. von unseren Mitgliedern Professor Georg VossZum 200jährigen Jubiläum der Parochial-Kirche undAus dem Hohen- zollern-Museum, von Stadtarchivar Dr. ClauswitzAus Franz Krügers Huldigungsbild und von Professor Friedrich Krüner Die heilige Barbara in der Berliner Klosterkirche. Professor Erich Schmidt hat einen trefflichen kleinen ArtikelSchiller in Berlin veröffentlicht, woraus folgendes mitzuteilen uns gestattet sei. Schiller langte mit seiner Gattin und den beiden Knaben von Leipzig hier in Berlin am 1. Mai 1804 ein und dehnte diesen ersten und einzigen Aufenthalt in der preussischen Hauptstadt bis zum 17. aus. Dem Dichter wurde von allen Seiten ein begeisteiter Empfang zu teil. Das königliche Schauspielhaus, das damals der Aufführung des Wilhelm Teil entgegensah, brachte in dieser kurzen Spanne Zeit drei Stücke Schillers zur Aufführung:Die Braut von Messina,Die Jungfrau von Orleans undWallensteins Tod. Iffland, der Direktor des königlichen Schau­spielhauses, bewirtete das Paar in seinem Landhaus am lieigaiten. Die Singakademie wurde schon Zelters wegen nicht versäumt. Auch den Gelehrtenkreisen Berlins trat Schiller nahe. Professor Ex ich Schmidt weist darauf hin, wie nach der Stille Weimars den Dichter der regere Strom des Lebens durchaus wohltuend berührte, ohne dass er wie Goethe, der nur einmal im Mai 1778 (also vor 125 Jahren) hier

23