9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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und rudis sondern die zahllosen Schalen der Muschel Scrobicularia piperata, denn es gibt in dieselbe Zeit fallende Scrobicularien- Schichten von der neuvorpommerschen Küste (Greifswald, Zingst, Prerow) in denen die Litorinen nur selten oder gar nicht beobachtet werden. Scrobicularia ist also typischer und charakteristischer als Litorina, und deshalb sollte die betreffende geologisch und kulturgeschichtlich so wichtige Ablagerung auch nach dem eigentlichen Leitfossil Scrobicularien-Schicht genannt werden.
D. Kulturgeschichtliches.
XXII. Kalenderschau auf 1904. Vier beachtenswerte Kalender möchte ich Ihnen vorlegen.
a) Der Kote Adler. Brandenburgischer Kalender für 1904 herausgegeben von u. M. Robert Mielke. Der stattlichste Kalender unter den vieren, mit trefflichen Illustrationen zu den einzelnen Monaten und einem nicht ■weniger hervorragend bildlich ausgestatteten Aufsatz: Aus der Frühzeit märkischer Kunst (Marienkirche auf dem Harlunger Berg, Domkrypta und Godehards Kirche zu Brandenburg, Klosterkirchen zu Zinna und Lehnin, Schloss Grimnitz, Schloss Eisenhardt, Torturm zu Holiennauen, Quitzowsclies Glasfenster zu Kuhsdorf u. s. w.)
b) Der Berliner Kalender herausgegeben vom Verein für die Geschichte Berlins enthält wiederum wertvolle Beiträge, u. a. von unseren Mitgliedern Professor Georg Voss „Zum 200jährigen Jubiläum der Parochial-Kirche“ und „Aus dem Hohen- zollern-Museum“, von Stadtarchivar Dr. Clauswitz „Aus Franz Krügers Huldigungsbild“ und von Professor Friedrich Krüner „Die heilige Barbara in der Berliner Klosterkirche. — Professor Erich Schmidt hat einen trefflichen kleinen Artikel „Schiller in Berlin“ veröffentlicht, woraus folgendes mitzuteilen uns gestattet sei. Schiller langte mit seiner Gattin und den beiden Knaben von Leipzig hier in Berlin am 1. Mai 1804 ein und dehnte diesen ersten und einzigen Aufenthalt in der preussischen Hauptstadt bis zum 17. aus. Dem Dichter wurde von allen Seiten ein begeistei’ter Empfang zu teil. Das königliche Schauspielhaus, das damals der Aufführung des Wilhelm Teil entgegensah, brachte in dieser kurzen Spanne Zeit drei Stücke Schillers zur Aufführung: „Die Braut von Messina“, „Die Jungfrau von Orleans“ und „Wallensteins Tod“. Iffland, der Direktor des königlichen Schauspielhauses, bewirtete das Paar in seinem Landhaus am lieigaiten. Die Singakademie wurde schon Zelters wegen nicht versäumt. Auch den Gelehrtenkreisen Berlins trat Schiller nahe. Professor Ex ich Schmidt weist darauf hin, wie nach der Stille Weimars den Dichter der regere Strom des Lebens durchaus wohltuend berührte, ohne dass er wie Goethe, der nur einmal im Mai 1778 (also vor 125 Jahren) hier
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