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9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
verweilt hat, vor grossstädtischer Unruhe und Berlins „verwegenem Menschenschlag“ eine Scheu empfand. Der grosse Idealist war zugleich ein ungemein weltkluger und sicherer Mann, auch hei Hofe. Am 5. Mai erschien er zum Mahl beim Prinzen Louis Ferdinand, nnd am 13. empfing ihn die Königin Luise. Als Schiller am letzten Tage der Gast des Kabinettsrates Behme war, wurde zwischen ihnen der Plan einer Übersiedelung nach Berlin durchgesprochen und ein hohes Gehalt vereinbart. Schiller wäre dann Mitglied der Akademie der Wissenschaften geworden und hätte zu dem dichterischen Ruhm auch den des Historikers und Philosophen mitgebracht, er hätte sein Verhältnis zum Schauspielhause noch fester gestaltet.
Diese Zukunftsaussichten nahm Schiller nach Weimar mit, zur schweren Sorge Lottens, die sich in Berlin garnicht wohl gefühlt hatte. Wir wissen nur soviel: der Herzog gab eine für Weimar ganz erkleckliche Zulage, und Schiller, der die Vorteile des bisherigen Lebens vollauf würdigte, trug sich jetzt mit dem vermittelnden Gedanken, nur einige Monate des Jahres in Berlin als freier Mann für einen Ehrensold zuzubringen.
Leider machte der frühe Tod des Dichters allen diesen neuen Lebensplänen ein Ende. Schon am 5. Mai 1S05 schloss er für immer die Augen. Am Schluss erwähnt Erich Schmidt noch eine recht an- mutende Episode vom Aufenthalt des Dichters in Berlin: Nach der Feier im Schauspielhause sandten die kleinen Prinzen ihre goldenen Gedenkmünzen an Schillers Söhne, mit denen sie vor einem Jahre gespielt hatten. Wir erinnern uns, dass Schiller in Berlin sagte: Falls Johannes Müller (der schweizerische Historiker) nicht käme, würde er selbst, und zwar ohne Trockenheit wie ohne Romantik, dem Kronprinzen für das Studium der Geschichte dienen können. . . . Dann hätten also zwei spätere Könige von Preussen, dann hätte der erste Kaiser des neuen Reiches dem lebendigen Worte Schillers gelauscht! Es hat nicht sollen werden.
c) Thüringer Kalender. Herausg, vom Thüringischen Museum in Eisenach. Mit landschaftlichen Zeichnungen, höchst wohlgelungenen und interessanten; von Ernst Liebermann inMünchen. Redaktion unser Mitglied Prof. Dr. Georg Voss. Dieser Kalender mag sich neben dem erstgenannten gern sehen lassen. Auch die kleineren Aufsätze z. B. die Dornburg bei Jena, der Greifenstein am Schwarzatal, die Osterburg bei Weida betreffend etc. sind ebenso reizvoll wie belehrend verfasst.
d) Kalender für Ortsgeschichte und Heimatkunde im Kreise Eckartsberga 9. Jahrg. Druck von Otto Kirschbaum in Wiche. Die grösste Mühe um diesen vortrefflichen Volkskalender hat wiederum Herr Superintendent Naumann in Eckartsberga gehabt, der