9. (3. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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unserer Brandenburgs wegen seiner vorbildlichen heimatkundlichen Bestrebungen, die wir in unserer Provinz nachahmen sollten, besonders lieb und wert ist. Einschliesslich eines Wandkalenders ist dieser gut illustrierte Kalender für den unglaublich billigen Preis von 35 Pf. zu haben. Möge er die verdiente Verbreitung finden.
XXIII. Die Wünschelrute hat uns — Brandenburgia XII 18—24 und 154 — 15b — wiederholt beschäftigt. Ich benutze die Gelegenheit auf einen sehr inhaltreichen Aufsatz „Die Wünschelrute“ aus der Feder unseres verehrten Mitglieds Hermann Sökeland in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde XIII 1903 S. 222 bis 212 und 280—286 sowie auf den Zusatz des Professors Dr. Max Bartels S. 286 u. 287 sowie auf L. Darapsky: Altes und Neues von der Wünschelrute (Lpz. 1903) aufmersam zu machen, indem ich die Originalbeiträge zirkulieren lasse.
Audiatur et altera pars. Da auch in unseren Kreisen die Wünschelrute trotz „Alledem“ noch Gläubige zählt, so will ich im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit die folgende in der N. H. Ztg. bezw. der Zeitschrift „Niedersachsen“ vom 15. April 1903 S. 225 enthaltene pastorale Beobachtung zu Worte kommen lassen.
Zur Frage der Wünschelrute schreibt Pfarrer C. Matthiesen in Guderup auf der Insel Alsen: „Auf meinem heimatlichen Hof
herrschte in trockener Zeit während meiner Kindheit immer Wassermangel, dem mein Vater mit bedeutenden Kosten durch Einleiten der Entwässerungsröhren in einen Teich am Hause fürs Vieh wenigstens abzuhelfen suchte, aber ohne befriedigenden Erfolg. Vor reichlich zwanzig Jahren ging der Hof in andere Hände über. Der Nachfolger hatte mit demselben Übelstand zu kämpfen. Mitte der achtziger Jahre liess er Brunnenbohrer kommen, mit denen er eine ganze Woche nach Wasser suchte, aber vergeblich. Ärgerlich griff er zur Wünschelrute, nach kurzem Suchen war das Ziel erreicht; mitten auf dem Hofplatz, wo keiner Wasser vermutet hatte! Aber merkwürdig war ihm, dass von einem Mittelpunkt aus die Rute nach vier Seiten hin einen Wasserlauf anzudeuten schien. Sie bohrten, und schon nach sechs Ellen batten sie Wasser. So tief gruben sie also erstmals. Da dem Besitzer die gefundene Wasserader aber kaum genügend Wasser zu geben schien, beschloss er, den Brunnen etwas tiefer zu machen, um so doch Vorrat zu haben. Und siehe — zwei Ellen tiefer trafen sie auf eine Ader, die die obere rechtwinklig schnitt und bedeutend stärker war! Das Rätsel war gelöst, und Wasser, genug für den ganzen Hof, war gefunden.
Vor vier Jahren besuchte ich den Hof mit einem älteren Bruder. Ich äusserte meine Verwunderung, an der Stelle eine Pumpe zu finden. Da erzählte mir der Besitzer, was ich oben berichtet habe, und zugleich wurde die Probe mit der Weide gemacht. Es war eine jährige,