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9. (8. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
gegabelte Weide, kunstlos abgesclinitten etwa drei Finger breit unterhalb der Gabelung; die äussersten Spitzen und die kleinen Zweiglein schnitt er ab. Dann legte er die Ellbogen an den Körper, bog Knie und Rumpf etwa zur halben Hocke, die Hände in die Nähe der Knie, innere Handfläche nach oben, so dass der Daumen rechts und links nach aussen zeigte. Die Weidenspitzen ruhten in der rechten und linken Hand, das dickere Ende, der Vereinigungspunkt der Gabel also, stand nach vorn, etwa einen Fuss über die Knie hinaus, ungefähr wagerecht. Sobald er nun an den Wasserlauf kam, fing die Weide an, unruhig zu werden und nach oben gegen die Brust zu streben. Auf diese Weise konnte ganz genau der Wasserlauf verfolgt werden, der eine ging unter die Haupthaustür, unter die Vordiele und konnte auch noch durch eine Fliesendiele verfolgt werden.
Dass es nicht subjektive Beeinflussung nach den Tatsachen war, zeigte sich schlagend daran, dass, als der Mann, auf Bemerkungen meinerseits, mit beiden Händen die Weide so stark festhielt, dass eine Drehung des Zweiges in der Handfläche ausgeschlossen war, die Weide dennoch über dem Wasserlauf sofort in die Höhe sich bog, in dem Masse, dass an der inneren Seite der Handfläche, dort, wo die Weide aus der Hand heraustrat, sie sich so drehte, dass die Rinde sich löste und im Holz sich Risse zeigten, wie es geschieht, wenn man einen kleinen Zweig abdrehen will. Ich habe das ganz genau gesehen. Wie von einer unsichtbaren Macht gezogen, bog sie sich nach oben, das dicke Ende also gegen die Brust um V« Kreis ungefähr.
Bei meinem Bruder, der es dann auch versuchte, verhielt sich die Weide in derselben Weise. Bei mir nicht! Dabei will ich bemerken, dass mein Bruder, damals 54 Jahre alt, nicht nervös ist; ich dagegen bin es. Seit jenem Tage glaube ich an die Wünschelrute.“
Habe ich mit einem lateinischen Citat: audiatur et altera pars begonnen, so sei es mir vergönnt mit einem andern klassischen Satz zu schliessen: Credat Judaeus Apella.
XXIV. Joh. von Lipperheide: Aus dem Katalog der vortrefflichen Kostümbibliothek dieses eifrigen volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Sammlers lege ich Ihnen die neuesten Abschnitte von Band II vor, Bezug nehmend auf meine früheren Mitteilungen über das interessante, auch für die Heimatkunde wichtige, anziehend illustrierte Sammelwerk.
XXV. Dr. Gustav Albrecht: Aus märkischer Heidenzeit. U. M. veröffentlicht unter diesem Titel in den „Heften zur Märkischen Kirchen-Geschichte“ herausgegeben vom Provinzialausschuss für Innere Mission in der Provinz Brandenburg auf 20 S. 8° in Heft 5 eine gedrängte Entwicklung der heidnischen Kultur unserer Heimat bis zum Sturz des Wendentums. Belehrend und anziehend geschrieben, wie