Heft 
(1903) 12
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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So erzählt Fiete [Fritz] Krey der alten Wieten in Gustav Frenssens Jörn Uhl.

Wo ist denn dieser Storm jetzt? fragte Fiete."

Wo mag der sein? Ich glaube, er sagte, er wolle Landvogt werden. Der und Landvogt! Aus dem ist nie was geworden.

Hat er das Buch auch nicht geschrieben?

Der? Der war so faul, dass er einmal einen ganzen Nachmittag lang auf der Wiese lag, so lang er war, von einer Milchzeit bis zur anderen. Er sagte, er thäts um den Wald, der sähe so fein aus im ersten Laube. Der hat sicher kein Buch geschrieben und ist auch nicht Landvogt ge­worden.

Alles dies erinnert in mancher Beziehung an die Erlebnisse Adalbert Kuhns und seines Schwagers, unseres unvergesslichen Mitgliedes Wilhelm Schwartz beim Sammeln der Märkischen Sagen in den dreissiger und vier­ziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Fr.

Glockeninschrift in Karow (Carow) Kreis Nieder-Barnim. Die grösste der 3 Kirchenglocken trägt folgende Inschriften, ein Distichon:

Laudibus accumulate Deum super omnia magnum Laudibus hunc Dominum, cymbala pulsa ferant.

Dazu der Giesser und der Stifter:

Nickel Ditrich aus Lutring MDLII aus Bewilligung Hansen Tempelhofe des jüngeren gos mich.

Carow, 3. Okt. 1903. E. Friedei. 0. Monke.

Die philosophische Königin in Aachen. Die sogen, grossen Eeliquien der Marienkircke zu Aachen sind nach der Überlieferung zur Zeit Karls des Grossen aus dem Orient nach Aachen gelangt, Der jetzt seit Jahrhunderten zu ihrer Aufbewahrung dienende prachtvolle Marienschrein, eine der vor­züglichsten Arbeiten des Mittelalters, wurde bald nach 1220 vollendet. Als Wallfahrtsort war Aachen schon im 13. Jahrhundert berühmt, und bei dem all 7 Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrfeste wurden die grossen Reliquien zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. In der geschichtlichen Literatur ist es nun merkwürdigerweise unbekannt, dass im Herbst 1700 die Kurfürstin Sophie Charlotte von Brandenburg, bald darauf Königin von Preussen, zu aussergewöhnlicher Zeit eine Besichtigung des Reliquienschatzes des Aachener Domes vornahm. In denAnnalen d. histor. Vereins f. d. Niederrhein macht Emil Pauls aus einem Aktenstücke des Düsseldorfer Staatsarchivs Mitteilung über die Besichtigung, an der neben der Kurfürstin Sophie Charlotte auch deren Mutter, die Kurfürstin Sophie von Hannover, ferner eine Prinzessin von Hohenzollern und ein alsMarkgraf von Brandenburg bezeichneter Prinz teilnahinen. Ausser den Kurfürstinnen von Brandenburg und Hannover haben im Laufe des 18. Jahrhunderts die grossen Reliquien des Aachener Domes zu aussergewöhnlicher Zeit besichtigt: Peter der Grosse von Russland im Jahre 1717, der König von Dänemark mit seiner Gemahlin im Jahre 1724 und König Gustav III. von Schweden wenige Jahre vor dem Beginn der