Heft 
(1903) 12
Seite
362
Einzelbild herunterladen

11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

ar,2

Bei der Pflegschaftsfahrt des Märkischen Museums nach Vehlefanz, Kreis Ost-Havelland, wurde mir von Herrn Amtsvorsteher Wörmann mitgeteilt, dass ein plötzliches Auftreten des Hamsters seit etwa 2 Jahren sich in der Nähe der Burg unliebsam geltend mache. Er sei zuerst dadurch aufmerksam geworden, dass ein ihm zunächst unbekanntes Tier gerade die schwersten und schönsten Maiskolben geplündert habe. In einem Hühnerstall habe er eine Klucke mit Bruteiern gehabt und seine Gattin sei erstaunt gewesen, dass die Küchelchen so langsam rauskamen und aufwuchsen, auch die Bruthenne ganz ungewöhnlich scheu geworden war. Zunächst sei an Raubtiere (Marder, Iltis, Wiesel) gedacht worden, diese hätten aber, wenn sie gewollt, die Henne leicht abwürgen können, was nicht geschehen sei. Als die Magd den Brutkorb gelüftet, sei das Rätsel gelöst worden, denn darunter habe sich ein Gang zu einem Hamsterbau gezeigt, in welchem eine Unmenge von Getreide zusammengetragen war. Die fortgesetzten Plünderungen des Maisfeldes und andere Anzeichen führten zur zwingenden Annahme, dass mehrere Hamster vorhanden seien.

Mein Gewährsmann vermutet, dass die Hamster von dem benach­barten Gut Eichstedt, wo sie in grösserer Menge in den letzten Jahren beobachtet sind, sich nach Vehlefanz hinüber gezogen haben. Die Tiere hätten einen dicken Kopf, Backentaschen, der Pelz sei grau­braun und rötlich gelb gefleckt und hätten die Tiere einen kurzen behaarten rötlich gelben Schwanz.

Nach dieser Beschreibung unterliegt es keinem Zweifel, dass es sich nicht etwa um Wühlmäuse (Hypudaeus amphibius) oder Wanderratten (Mus decumanus) oder Hausratten (Mus rattus), sondern um den echten Cricetus frumentarius Pallas (Zoogr. I. p. 161 n. 17) handelt.

Am folgenden Sonntag, 23. August, sprach ich gelegentlich einer Pflegschaftsfahrt nach Treuenbrietzen mit unserm naturkundigen Mitgliede, Postrat Steinhardt, über die Sache in Gegenwart des Kgl. Revier-Försters Wagner und mehrer Landleute der Umgegend. Dieselben bekundeten übereinstimmend, dass in den provinzsächsischen wie brandenburgisclien Dörfern der Umgegend von Treuenbrietzen die Hamster seit alters bekannt und leider noch jetzt recht verbreitet wären. Es giebt Leute, welche die Hamsterbauten im Herbst aufgraben, lediglich um sich des darin tadellos verwahrten, in grossen Mengen aufgespeicherten Getreides zu bemächtigen.

VH. Der Fischotter (Lutra vulgaris L.) in wasserarmen Gegenden. Bei dem Vehlefanzer Ausflug passierten wir auf dem Wege zum Krämerwald einen Graben, in dessen Nachbarschaft einige verkrautete Wasserlöcher liegen, die Reste früherer ausgedehnterer und zusammenhängender Wasserflächen. Das nächste grössere Wasser, der ebenfalls sehr verwachsende Cremmer-See ist gegen 5 km entfernt,