Heft 
(1903) 12
Seite
367
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres. 367

Loge hängen schlichte Mooskränze, die von den Konfirmanden gestiftet werden*) und zu ihrem Gedächtnis aufbewahrt bleiben.

Unter dem Fussboden des Altarraums befindet sich ein altes Grab­gewölbe, das im März 1902 bei Herstellung einer Heizanlage entdeckt wurde. Es enthielt zwei Zinksärge und sechs in Trümmer zerfallene Holzsärge, von denen die beiden ersten, wie bei genauer Untersuchung festgestellt wurde, die Überreste der Johanna v. d. Lüdke (geb. 1644 und ge st. 1694), wohl der Gemahlin des obenerwähnten Generalwachtmeisters, und des Generalmajors Johann von Blochmann, eines Besitzers von Vehlefanz f und Kremmen, bargen. Über die in den Holzsärgen beigesetzten Toten konnte nichts festgestellt werden. Durch die Untersuchung wurde eine alte Sage beseitigt, nach der in dem grösseren Metallsarge ein aus der Quitzowzeit stammender Schatz verborgen wäre, es wurden nur Knochen und Überreste der Bekleidung gefunden.

Die Altertümer und Grabsteine in der Kirche machen den Besucher mit einer Anzahl Besitzer von Vehlefanz bekannt. Unter diesen sind die Bredows die ältesten, denn bereits im Februar 1355 kauft Koppeke von Bredow von dem bayerischen Ritter Markquard Loterbeck das Schloss Kremmen mit den zugehörigen Dörfern Vehlefanz, Velten, Flatow, Gross- Zieten und Börnicke und verschreibt bald darauf Vehlefanz mit dem Gericht und anderen Gerechtsamen seiner Ehefrau zum Leibgedinge. Die Bredows sind bis zum Ende des 17. Jahrhunderts im Besitze des Gutes und der dazu gehörigen Burg gewesen, doch waren neben ihnen um 1412 die Familien v. Schrapsdorf und v. Wusterhuve**) und dem Schlossregister von 1450 zufolge die von Schlaberndorf in Vehlefanz begütert. Später waren vier Gutsanteile vorhanden, die den Familien von Bredow, von Schrapsdorf, von Redern und von Krämer gehörten. Der Grosse Kurfürst erwarb den Bredowschen und Krämerschen Anteil und legte sie zum Amte Oranienburg, nachmals wurde ein besonderes Amt Vehlefanz daraus gebildet, das noch heute besteht und der Sitz der Verwaltung des königl. Remontedepots Bärenklau ist. Der v. Schrapsdorfsche Anteil wurde um die gleiche Zeit geteilt und mit Freibauern besetzt, den v. Redernschen Anteil hatte vorher der Generalwachtmeister Marcus v. d. Lüttke erworben, dessen Epitaph sich noch in der Kirche befindet.

Einige Überreste der ehemaligen Burg Vehlefanz sind auf dem Gutshofe vorhanden, zu dem man von der Kirche talabwärts durch eine Lindenallee gelangt. Im Garten hinter dem 1765 erbauten Amtshause liegen die Trümmer eines Wachtturmes aus Backstein, die wegen der Festigkeit des Mörtels bisher allen Sprengungsversuchen widerstanden, sonst ist von der ausgedehnten Bredowschen Burganlage nichts mehr vorhanden. Ihren

*) Ein ähnlicher Brauch findet sich in Werneuchen (Kr. Oberbarnim), wo das Schulzimmer mit Kränzen geschmückt ist. Auch hier werden die Kränze von den jungen Mädchen bei ihrer Einsegnung gestiftet und bleiben bis nach erfolgter Verheiratung hängen. Leidet eine Jungfrau in der Zwischenzeit an ihrer Ehre Schaden, so wird ihr Kranz herabgenommen und vernichtet.

**) Vergl. Bardey, Namen und Osthavelland S. 644 f.

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