368
11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
Umfang kann man aber ans der Beschaffenheit des Geländes noch ganz gut erkennen, denn der Rest eines nassen Grabens und ein kleiner See im Parke, sowie starke Einsenkungen an der östlichen und südlichen Seite des Amtes bezeichnen den Lauf des Grabens, der die Burg umgab. Vor 150 Jahren soll der Graben noch teilweise vorhanden und mit Wasser gefüllt gewesen sein, ebenso vermittelte damals noch eine Zugbrücke den Zugang zum Gutshofe. Über die Burg selbst, die bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wird, sind keine Nachrichten erhalten, doch dürfte sie wegen der sumpfigen Umgebung ein schwer einnehmbarer Punkt gewesen sein; vermutlich wurde sie gleichzeitig mit der Burg Kremmen zur Askanierzeit von den Deutschen zur Verteidigung der eroberten Glien angelegt.
Die Stelle scheint übrigens schon vor dieser Zeit besiedelt und befestigt gewesen zu sein. Nordwestlich vom Amte, durch den nassen Graben getrennt, liegt der Bozelberg, auch Burgberg und Burgwall genannt, eine künstliche, etwa 14 Meter hohe Aufschüttung, die im Mittelalter einen Wachtturm getragen haben soll. Zu diesem Iliigel führt von der Chaussee aus an der Kirche vorüber ein Weg, der der „Burgwall“ heisst. Die Anlage weist in die wendische Zeit zurück, und da am Fusse des Bozelberges in schwärzlicher Erde Gefässreste mit dem für die slawische Bevölkerung charakteristischen Wellenornament gefunden worden sind, so ist auzunehmen, dass bei dem Hügel eine wendische Ansiedlung gelegen hat. Ob der Bozelberg als slawischer Burgwall betrachtet werden kann, ist zunächst zweifelhaft, da er nicht die übliche Form aufweist und auf der Höhe ganz eben ist, doch kann die Planierung der Einsenkung später erfolgt sein; die künstliche Aufschüttung und der Name „Burgwall“ weisen jedenfalls auf eine Ansiedlung zur Wendenzeit hin.
Dass die Gegend bei Vehlefanz in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt gewesen ist, unterliegt keinem Zweifel, dafür sprechen die Funde, die man auf den Sandhügeln südlich vom Dorfe bis nach Neu-Vehlefanz und Eichstedt hin gemacht hat.*) Sie gehören Brandgräberfeldern aus der La Tene-Zeit an und bestehen aus einfachen Urnen mit Leichenbrand, in denen Schmucksachen und Geräte aus Bronze und Eisen lagen. Ausser eisernen Nadeln und Gürtelhaken, eisernen und bronzenen Kettengliedern, Bronzeringen und Schmelzperlen wurden kleine eiserne Röhrchen mit Bronzebelag gefunden, die wohl auf eine Schnur gezogen und als Halsschmuck getragen wurden, ferner bronzene Ohrringe in Form eines aufgeblähten Segels, mit Schmelzperlen besetzt und eiserne Nadeln mit drei neben einander stehenden Knopfscheiben, eigenartige, für diese Fundstelle charakteristische Gebilde. Diese Gräberfelder lassen erkennen, dass sich auf den Hügeln bei Vehlefanz und auf ihren Abhängen menschliche Ansiedelungen befunden haben, und aus anderen Funden in der Umgegend ergibt sich, dass die Sanddünen des Glien fast durchweg in vorslawischer Zeit schon besiedelt gewesen sind.
So hat auch die Gegend bei Vehlefanz trotz des Mangels an landschaftlichen Schönheiten ihre Reize, und wer den Spuren der Vergangenheit nachzugehen versteht, der wird von einem Ausfluge in die sandigen Gefilde des Glien befriedigt heimkehren.
) Vgl. die Schüderung in Nr. 29 des „Roland“ auf S. 400 ff.