Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

möglich alles zusammenzubringen, was an alten kirchlichen Sitten und Gebräuchen auf dem Gebiete der Landeskirche nachgewiesen werden kann, bezw. die noch im Volke lebende Kunde von allem, was an gottesdienstlicher Ordnung, kirchlicher Zucht und volkstümlicher christlicher Sitte besteht oder bestanden hat, zu sammeln und auf­zuzeichnen. Zumal seien ins Auge zu fassen volkstümliche Gebräuche, die sich gebildet haben im Anschluss an Verlobungen, Hochzeiten, Kindtaufen, Kirchgänge und Beerdigungen, auch solche, die an sich nicht kirchlicher und religiöser Natur sind, selbst wenn sie zum Volks­aberglauben gehören.

Je schmerzlicher die Verarmung unsers Volkslebens an heimatlicher Sitte zum Teil infolge der fortschreitenden Industrialisierung zu beklagen ist, um so mehr erscheint es als Pflicht aller, die dazu berufen sind, aus den Trümmern der Überlieferung zu retten, was gerettet werden kann. Und das Vorgehen der weimarischen Behörde verdient deshalb allerorten Nachahmung.

Hoffentlich nimmt der im Jahre 1902 von Herrn Superintendent A. Niemann in Kyritz ins Leben gerufene Verein für Branden- burgische Kirchengeschichte (Brandenburgs XI. 344) sich auch der brandenburgischen kirchlichen Volkskunde möglichst an, sowie wir es gern tun.

XI. Berliner Gobelin-Weberei. Unser Mitglied, Herr Hof- Kunst-Weber W. Ziesch (Firma: Berliner Gobelin - Manufaktur

W. Ziesch & Co., Berlin S.O., Bethanien-Ufer 8) teilt mit, dass in seinen Ateliers neben einigen von ihm ausgeführten älteren Arbeiten drei soeben fertig gewordene neue Gobelingewebe zur Besichtigung aus­gestellt sind.

Der eine dieser neuen Gobelins ist das erste Stück einer aus 4 Stück bestehenden Gobelinserie, die ausersehen ist, das alte Rathaus der Stadt Dortmund zu schmücken, während die anderen beiden die ersten Stücke einer aus 9 Gobelins bestehenden Serie sind, die zur Dekoration des Festsaales der Präsidenten-Wohnung im Herrenhause bestimmt ist.

Ich lade zur Besichtigung dieser kostbaren Wandteppichwebereien recht dringend ein und erinnere an unsern Besuch in dem Kunstweberei- Institut am 9. Sept. 1899 (Brandenburgia VIII, 264 u. 265), vgl. auch IX. 103, 256, 369374, 381383).

XIa. Das Antependium der St. Gotthardskirche zu Brandenburg, welches ich Ihnen am 9. Mai 1900 (IX. S. 101) vorgelegt, als eine der interessantesten Gobelin-Webereien, welche sich in der Provinz Brandenburg erhalten und die das Märkische Museum einzukaufen hoffte, wonächst es Herrn Ziesch um Ausbesserung und Ergänzung angegangen sein würde, ist von uns nach Brandenburg