Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

muss man Herrn Pliilippi die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass ei­sern Fach ganz durchschaut hat. Man hört in Berlin weniger als in anderen grossen Städten von nächtlichen Einbrüchen, von Unsicherheit des Lebens, von Betrügereien und Abenteurern; die Zufuhr der Lebens­rnittel ist immer hinlänglich und in ziemlich guten Preisen, die Früchte und Nahrungsmittel sind reinlich und gesund, und selbst in öffentlichen Häusern herrscht eine gewisse Sicherheit des Eigentums und der Gesundheit. Mit dieser praktischen Kenntnis verbindet Herr Philippi auch eine richtige Theorie, wovon seine Schriften Beweise sind. 1787 wurde ihm einzweiter Stadtpräsident in der Person von Eisenhardt an die Seite gesetzt, der nach Philippis Tode 1791 wieder alleiniger Stadtpräsident blieb.

Das Märkische Museum besitzt ausser diesem Gemälde auch noch einen Chodowieckischen Kupferstich mit dem Porträt Philippis.

XXIV. Die Photographie im Dienst der Heimatkunde. Von Franz Goerke, Direktor der Gesellschaft Urania in Berlin. Es war im Jahre 1891, als ich in einer Sitzung derFreien photographischen Vereinigung zu Berlin die Anregung gab, ein Sammelwerk von photo­graphischen Aufnahmen aus der Mark Brandenburg zu schaffen. Es fand auch eine interne Sitzung derjenigen Mitglieder statt, die sich für meinen Plan besonders interessierten und die an der Verwirklichung mitarbeiten wollten, aber, wie das so häufig ist, dem guten Willen folgten keine Taten, und die wenigen Getreuen, die anfangs an dem Werke mithalfen, waren nicht imstande, demselben dauernd ihre Tätigkeit zu widmen. So blieb mir denn nichts weiter übrig, als die von mir angeregte Arbeit allein zu übernehmen, und auf diese Weise entstand im Laufe der Jahre eine Sammlung märkischer Aufnahmen, an deren Vervollständigung und Erweiterung ich noch immer weiter arbeite und deren vorläufiges Resultat ich in meinen beiden Projektionsvorträgen Eine malerische Wanderung durch die Mark Brandenburg und Charakterbilder aus der Mark niedergelegt habe.

Ich habe es lebhaft bedauert, dass nicht damals schon (1891) mein Plan in grossem Umfange durchgeführt wurde. Wenn viele fleissige Hände sich geregt hätten, so wäre das heute schon ein sehr umfassendes photographisches Werk geworden, das jedem photographischen Verein nur zur Ehre gereicht hätte.

Jahre sind seit jener ersten Anregung vergangen, Jahre, die in der Entwicklung der Photographie nicht nur alsKunst, sondern auch als Hilfswissenschaft eine ganz gewaltige Rolle gespielt haben; manche Gebiete der Wissenschaft lassen sich kaum noch von der Photographie als ihrer treuen Helferin trennen die Photographie wurde als Illustrationsmaterial das historische, unanfechtbare Dokument für alle Zeiten.