11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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Mit der Bedeutung der Photographie wuchs die Zahl ihrer Freunde; kaum eine Amateurkunst hat so viel Anhänger gefunden, wie sie, und die Vereine, die sie pflegten, schossen wie Pilze aus der Erde. Es entstanden Vereine, die sich hohe künstlerische Aufgaben stellten, Vereine, mit deren Bestrebungen die Entwicklung der künstlerischen Photographie auf das engste verknüpft ist, aber diese Vereine gaben nur selten auch denen Gelegenheit, ihr photographisches Können in einer geschlossenen Arbeit zu zeigen, welche die Pflege der künstlerischen Photographie nicht allein zu ihrer Aufgabe gemacht hatten, sondern die Freude an photographischen Arbeiten überhaupt fanden — mit einem Wort, die Vereine lenkten die Bestrebungen ihrer Mitglieder, das Können derselben nicht in bestimmte Bahnen, sie stellten ihnen keine Aufgaben und gestalteten somit ihre Arbeiten nicht zu wirklich fruchtbringenden.
Solche Aufgaben liegen nahe genug; die nächste, die grösste, die dankbarste Aufgabe aber, die wir uns stellen können, liegt auf dem Gebiet der Heimatkunde. Hier ist noch unendlich viel zu tun; das wenige bisher Geschaffene ist nur ein schwacher Anfang, gerade in unserer Heimatprovinz liegt noch eine ganze Fülle der dankbarsten Aufgaben. —
Der „Verein von Freunden der Photographie“ in Braunschweig schuf vor einigen Jahren ein Sammelwerk braunschweigischer Aufnahmen, die von Mitgliedern des Vereins hergestellt wurden. Das Werk zeugt von redlichstem Streben. Die Aufnahmen sind fast durchweg von grosser Schönheit und malerischer Wirkung.
Eine Aufgabe, die sich der Braunschweigische Verein gestellt hat — eine ähnliche Aufgabe kann sich jeder photographische Verein stellen, und da mir naturgemäss die Berliner Verhältnisse und die der Provinz am nächsten liegen, so möchte ich diese etwas näher beleuchten.
Wie Sie alle wissen, existiert ein im Jahre 1885 im Aufträge des Brandenburgischen Provinziallandtags herausgegebenes Werk „Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler der Mark Brandenburg“. In alphabetischer Reihenfolge enthält es sämtliche Städte der Mark, und bei jeder Stadt, bei jedem grösseren Dorf sogar, ist angeführt, welche Denkmäler der gesamten Kunsttätigkeit aller Zeiten dieselben enthalten, die eines besonderen Schutzes, besonderer Beachtung bedürfen. Das Werk erschien zu einer Zeit, als man die Photographie als Illustrationsmaterial noch nicht in der ausgedehnten Weise nutzbar machen konnte, damals gab es noch nicht Amateure wie Sand am Meer, das Reisen mit dem photographischen Apparat war damals noch keine Annehmlichkeit.
Dieses Werk, das, seinem Charakter entprechend, das landschaftliche Motiv ganz vermissen lässt, soll in den nächsten Jahren eine neue Auflage in bedeutend erweitertem Massstabe erfahren. Es liegt nahe,