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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
dass dann, entsprechend den seit der ersten Auflage gemachten Fortschritten der graphischen Künste, die Photographie mehr zu ihrem Recht kommen wird, wie es in ähnlichen, inzwischen erfolgten Veröffentlichungen anderer Provinzen geschehen ist, denn jede Provinz besitzt derartige, mit Illustrationsmaterial reich ausgestattete Inventare, und je neuer dieselben sind, desto reicher ist die photographische Wiedergabe darin vertreten; ich erinnere nur an die kostbaren Inventare von Westpreussen und Mecklenburg.
Hier also wäre ein lohnendes, dankbares Arbeitsfeld wie geschaffen.
Wenn ich vielleicht vor Jahren in zu kühner und gewagter Initiative eine Gesamtarbeit ins Auge fasste, eine Anregung, die heute kaum einen besseren Erfolg haben würde wie damals, so möchte ich heute diese Gesamtarbeit in eine Reihe von Einzelaufgaben geteilt sehen, wie sie dem Können, der Zeit und den Mitteln der einzelnen Mitarbeiter entsprechen. Der Einzelne von uns soll sich also nach Verständigung mit einem Arbeitsausschuss, der seinerseits wieder dauernde Beziehungen zu den vaterländischen landeskundlichen Vereinen unterhält, eine kleine Aufgabe stellen und diese zu lösen suchen.
Für meine Pei’son bin ich beispielsweise augenblicklich mit der Illustration der Spree von der Quelle bis zur Mündung beschäftigt. In ähnlicher Weise bieten auch die anderen Flussläufe der Mark, die Havel, die Oder, selbst die Elbe, soweit sie märkisches Gebiet bespült, je den Vorwurf für eine Einzelaufgabe. Ein ebenso schönes, wie dankbares Thema liefern die märkischen Seen, die ja fast unerschöpflich sind an schönen Motiven, dann die märkischen Schlösser, die märkischen Klöster, vor allem aber die märkischen Städte und Städtchen mit ihren mittelalterlichenErinnerungen, ihren alten Befestigungen, Toren, Rathäusern, Kirchen und Privathäusern. Hier werden auch der Wissenschaft, der Kulturgeschichte, der Archäologie wertvolle Dienste geleistet, denn wie leicht kann ein Brand oder sonstiges Ungemach die Zeugen einer blühenden Vergangenheit zerstören, ehe sie im Bilde festgehalten sind.
Erst bei derartig kleinen Aufgaben ist eine Vertiefung in dieselben möglich, wenn wir bedenken, welche Mühe es macht, ein Motiv zu suchen und dasselbe photographisch wirksam und charakteristisch zu behandeln. Bei einer kleinen Aufgabe wächst auch das Interesse an der Arbeit, weil wir die Möglichkeit sehen, dieselbe annähernd wenigstens für die erforderlichen Zwecke zu erschöpfen.
Wie ich mir die Lösung der Einzelaufgabe für einen Amateur denke, will ich nach eigenen Erfahrungen an einem Beispiel erläutern.
Nehmen wir ein kleines märkisches oder altmärkisches Städtchen, z. B. Havelberg oder Tangermünde. Wir nähern uns der Stadt und geben ein charakteristisches Gesamtbild derselben, das die haupt-