Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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sächlichsten Baulichkeiten, vor allem Kirchtürme, Torbauten umfassend, vereinigt; dann geben wir das Bild des Marktplatzes mit dem Rathaus, ein mehr oder weniger immer charakteristisches Gebäude, dann ein paar Hauptstrassen, wenn sie noch altertümliche Gebäude mit hübschen Fassaden enthalten, ferner die Fassaden selbst, die häufig noch Schnitzwerke mit Sprüchen und Jahreszahlen tragen. Wir betreten die Kirchen. Der Pfarrer, der Küster werden uns gern die Merkwürdig­keiten, die Kunstschätze zeigen, wir photographieren die Altäre, die Epitaphien, die besterhaltensten Grabsteine, wir betreten den Kirchhof, der immer malerische Motive giebt, und dann wandern wir um die Stadt. Häufig sind noch die alten Stadtmauern ganz oder teilweise mit ihren Warttürmen erhalten. Die alten, häufig doppelten Wall­gräben sind gewöhnlich zugeschüttet. Unsere Altvorderen haben dort schon Bäume gepflanzt, die heute ein ehrwürdiges Alter erreicht haben, die prachtvolle, schattenspendende Promenaden bilden und die in Zusammenwirkung mit den architektonischen Resten des Mittelalters wundervolle Gesamtbilder geben. Dann noch ein wenig von der Umgebung, die uns zeigt, wie das Städtchen gelegen ist, ob flach oder in den Bergen, ob inmitten weiter Wälder oder inmitten von Seen. Dergleichen photographiert der in der Stadt ansässige Fachphotograph nur selten, er begnügt sich mit den landläufigen, leicht verkäuflichen Stadtansichten, wie sie als Ansichtskarten und als Andenken gekauft werden, und deshalb muss hier gerade der Amateur eingreifen, das künstlerisch gebildete Auge des Landschaftsphotographen kann hier intime Aufnahmen schaffen, die der Charakteristik des Städtchens einen ganz besonderen Reiz verleihen, und die ein Gesamtbild geben, das weit, weit davon abweichen wird, was bisher nach dieser Richtung hin- geboten ist.

So hat sich dann nach diesem Rezept eine kleine Arbeit zusammen­gebaut, an der in erster Linie der Amateur selbst seine Freude haben wird, und die in zweiter Linie dazu bestimmt ist, der Allgemeinheit zu nützen. So fügen wir Steinchen zu Steinchen und dann bauen wir davon ein Haus, das uns dereinst mit stolzer Freude erfüllen wird, denn wir haben unser Können, unsere Kunst nutzbar gemacht, wir haben ein Material zusammengebracht, das der weiteren Verarbeitung in wissenschaftlichen Werken sicherlich würdig erscheinen- wird. Wir müssen nur mit Selbstvertrauen, mit einer gewissen Hingebung an die Arbeit herangehen, mit dem Bewusstsein, nicht nur uns selbst durch unser Können eine Genugtuung zu verschaffen, sondern dasselbe auch in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen das sollte das erste und das vornehmste Ziel auch der photographischen Vereine sein.

An die Vorstände der photographischen Vereine richte ich daher die Bitte, die Bestrebungen ihrer Mitglieder in ganz bestimmte, der

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