Heft 
(1903) 12
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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Allgemeinheit dienende Bahnen zu lenken und somit eine aufgespeicherte Kraft anszunutzen, die vorläufig noch ganz unverbraucht daliegt, wie ein wohlbestellter Acker, auf den man nur zu säen braucht, um reiche Früchte zu ernten. Vorläufig wird eine Kraft, ein Können, eine Zeit und ein Geld für die Photographie vergeudet, es wird in den meisten Fällen so sinn- und zwecklos herumphoto­graphiert, dass es die höchste Zeit ist, diese uneingedämmten Ströme der Arbeit in ein ruhiges, fruchtbringendes Fahr­wasser zu leiten.

Diese allgemeinen Gesichtspunkte, die ich schriftlich und mündlich wiederholt zum Ausdruck gebracht habe, scheinen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.

Ich habe nicht nur von Vereinen zustimmende Zuschriften erhalten, sondern mir sind auch von Privatpersonen, die sich mit der Photographie beschäftigen, Bilder eingesandt, sie haben mir ihre Mitarbeiterschaft angeboten u. s. w.

Ich hoffe die Vorarbeiten zu einer gemeinsamen grossen Tätigkeit im Laufe dieses Winters soweit fördern zu können, dass ich im Laufe des nächsten Jahres die Vertreter der Vereine, die Mitarbeiter an unserem Werke zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenberufen kann und dann soll die photographische Arbeit praktisch in Angriff genommen werden.

Wenn erst die photographischen Vereine sich entschlossen haben, mitzuarbeiten, wenn sich erst ein Stamm von Mitarbeitern gefunden hat, dann ist es die Aufgabe der landeskundlichen Vereine, diese Arbeiten nach Kräften zu unterstützen und den Vereinen ganz bestimmte Aufgaben zu stellen. Wenn die Vereine und die einzelnen Amateur-Photographen sehen, dass auf ihre Mitarbeit Wert gelegt wird, dass man dieselbe wünscht, so wird es an der Arbeitsfreudigkeit nicht fehlen.

Meine zweite Anregung betrifft die Sammlung von Photo­graphien historischer Momente, die in späteren Jahren einmal als historische Dokumente einen unschätzbaren Wert haben werden, denn ich verfehle nie, bei jeder Gelegenheit die Wichtigkeit der Photographie als historisches unanfechtbares Dokument zu betonen.

Für das Studium der Geschichte und der Kulturgeschichte wird in späteren Jahren so manche Photographie beredter sprechen, als manche Niederschrift.

Ich weiss nicht, wie weit in landeskundlichen Vereinen das Sammeln von Photographien systematisch betrieben wird, ich fürchte aber, dass man in vielen Fällen es mehr dem Zufall überlässt, wie weit und womit er die Sammlungen bereichert.

Die Photographie ist ja heute imstande, jeden denkwürdigen Augen­blick im Leben der Völker festzuhalten, und jede illustrierte Zeitschrift ist ja überreich an Wiedergaben von Eröffnungsfeierlichkeiten, Ein-