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11. (4. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
ermahnte u. a. Kaiser Maximilian I. die Fürsten zur Gründung von Hochschulen und wendete sich naturgemäss in erster Linie an die Glieder des Kurfürstenkollegs, von denen bisher nur Sachsen und Brandenburg ohne Universität waren. Ersteres gründete 1502 die Wittenberger Hochschule, in Brandenburg verzögerte sich die Verwirklichung eines entsprechenden Planes teils durch die Geldnot der Markgrafen, teils durch die verspätete Erlangung der päpstlichen Bullen, vor allem aber durch die noch ausstehende Entscheidung über den Ort der neuen Universität. Es kamen in Betracht Berlin, die Residenz des Markgrafen; Fürstenwalde, der Sitz des Lebuser Bischofs; endlich Frankfurt, die damals grösste Stadt der Mark mit den besten Verkehrsverbindungen.
1506 war die Frage zu gunsten Frankfurts entschieden, vor allem durch den Einfluss des kurfürstlichen Rates Eitelwolf v. Stein, des Leibarztes Joachims II. Johann Pistoris, vor allem aber des Lebuser Bischofs Dietrich von Bülow, der nunmehr Kanzler der neuen märkischen Hochschule wurde. Hatte Berlin diesmal auch hinter Frankfurt zurückstehen müssen, so blieben die offiziellen, die gesellschaftlichen wie die privaten Beziehungen der märkischen Universität zur Regierungshauptstadt doch dauernd die regsten. Schon die Eröffnungsfeier der- Frankfurter Hochschule sah den gesamten Hof, das Patriziat und die hohe Geistlichkeit Berlins dort versammelt, um so mehr, als sich mit dieser Festlichkeit die Primiz des eben zum Priester geweihten jungen Markgrafen Albrecht verband, des späteren Kardinals und Erzbischofs von Mainz und Magdeburg. War auch der erste Rektor der neuen Universität ein Süddeutscher, Konrad Koch aus Wimpfen („Wimpina“), so hatte doch die auf lange hinaus vornehmste Fakultät, die juristische, einen geborenen Berliner zum Dekan, den einem alten Patriziergeschlechte angehörenden Johannes Blankenfelde, während das Haupt der Philosophen, Lintholz, dem benachbarten Müncheberg entstammte. Bei der schwierigen Dotierung der neuen Hochschule war der Kurfürst von vorn herein auf die Mithilfe der geistlichen Institute angewiesen, sodass wir gleich im Anfänge die Berliner Nicolaikirche mit einem stattlichen jährlichen Beitrage vertreten sehen. Auch sonst zeichnet sich die Landeshauptstadt in materieller Beziehung vor anderen aus, insofern die Matrikeln erkennen lassen, dass, was als Ausnahme erscheint, die meisten Berliner Studenten ihre Immatrikulation und Vorlesungen bar bezahlen, welche den übrigen gestundet wurden.
Zwar weist die Liste der Frankfurter Studierenden in den 3 Jahrhunderten des Bestehens der Hochschule berühmte Namen auf: von Ulrich v. Hutten, Johann Tezel, Conrad Cettes bis zu Alexander v. Humboldt. Doch erscheint im ganzen die Zahl von 12Ü2 Berlinern für den ganzen Zeitraum gering, wenn wir die starke Vertretung unserer akademischen Jugend in Wittenberg, Jena, Leipzig, Erfurt, ja selbst in